„Trifft dich das nicht?“ fragt Paul. „Nee, das ist halt so.“
Wir sitzen kurz bei einer Zigarette vor den Weser-Ems-Hallen. Ein anderer Aussteller der „Mein Tier Messe“ hatte uns kurz vorher angesprochen:
„Euch geht’s wohl zu gut?!“ Nein, eigentlich gerade nicht. Sonst würden wir uns hier nicht zu Tode rackern.
„Aber das kostet doch alles!“ Ich weiß, dass er nur ausspricht, was viele denken.
„Ja, aber es bringt eben auch sehr viel mehr Geld wieder ein. Geld, das wir dringend brauchen.“
„So ein Kalender – ich weiß, was Werbefirmen kosten!“ „Die designe ich selbst. Wir haben keine Werbefirma. Das ist derselbe DIY-Kram wie früher – nur größer.“
„Wer läuft denn bitte mit einem Pulli rum, auf dem Tierheim Oldenburg steht?“ „Die besten Menschen der Welt? Ist halt ’ne große Familie …“
„Nie im Leben würde ich mit so etwas rumlaufen!“
Ich höre auf, ihm zuzuhören. Er will nur seine Meinung loswerden. Gut, dann ist das so.
Ich hoffe immer, dass uns genug Menschen schon lange folgen und wissen, was hinter all dem steckt. Dass das alles von einem kleinen Team geleistet wird. Dass nichts davon „mal eben so“ passiert.
Ich sitze nächtelang im Urlaub, wenn Lise endlich schläft, am Laptop und schiebe Pixel hin und her, bis ich den Kalender selbst kaufen würde. „Nie im Leben würde ich …“ Musst du auch nicht. Muss niemand.
Aber wenn ich meine Kreativität, den Onlineshop, diese Messen und den Verkauf des Merch nicht hätte, wäre die Katzen-Mutter-Kind-Station dieses Jahr eingestampft worden. Es gäbe keine Planung für das neue Hundehaus. Unser Tierheim hätte nicht die Vermittlungszahlen erreicht, die es erreicht hat – weil sich so viele Menschen mit ihrem Jutebeutel, ihrem Hoodie oder ihren Weihnachtsgeschenken zu uns positionieren.
Und während ich mich im Kopf rechtfertige, merke ich, wie seltsam das klingt.
Dieses: „Trifft dich das nicht?“ „Nee, das ist halt so …“
Doch. Ja, es trifft mich. Jedes Mal.
Ich beantworte gerne Fragen und stehe zu dir, alte Lady. Aber wenn ich einfach niedergemacht werde und Teile des Teams, die sich seit Tagen kaputtarbeiten, danebenstehen, dann tut das weh.
Ich fühle mich so hilflos und klein. Und ich kenne dieses Gefühl schon zu lange.