Die Wolken hängen tief. Ein leichter Nieselregen auf den Wangen. Ich ziehe mein Cap ein wenig tiefer ins Gesicht, als ich mich auf den Weg mache. Ein letztes Mal …
Von der Auffahrt rechts abbiegen, die kleine Straße entlang und wieder links. Rein in die gemütliche Wohnung von Christin. Hier ist es warm, geborgen, vertraut. Du liegst auf deiner Decke. Müde, alt, zufrieden. Ich sehe Christin, sehe dich, ihren Bantu – und merke, es gibt diesen Moment, auf den man sich einfach nicht vorbereiten kann.
Bantu, du hast sie alle überlebt. Meinen Bailey, Freddy und Theo. Manchmal glaube ich, du hast gewartet – auf deinen letzten großen Auftritt bei Rütter. Und jeder, der mich länger kennt, weiß, dass die Alte Lady und Bantu dasselbe für mich sind.
Heute Morgen bin ich aufgewacht und wusste: Es ist so weit. Ein letztes Mal sein Fell streicheln, ein letztes Mal in die Augen schauen, für die ich alles getan habe, was ich konnte. Mit Bierdeckeln in der Kneipe – Dogsplace. Geplant und dann auch gebaut. Shirts gedruckt, um dich zu finanzieren. Und am Ende haben wir Christin für dich gefunden. Alles gut und richtig.
Christin sitzt bei dir, Lisa hält deinen Kopf, Hannah hört dein Herz ab.
Mein Gesicht verkrampft sich.
Es ist dieser stille Moment, in dem man wartet, dass es nun wirklich vorbei ist. Tapfer bleiben, Kraft schenken – bis du gegangen bist. Und dann einfach verzweifeln dürfen, obwohl du in Frieden gehen durftest.
Draußen lallt plötzlich ein völlig betrunkener Typ irgendein Lied. Vormittags. Lisa, mit zittriger Stimme und deiner Schnute auf ihrem Schoß, sagt: „Tja, Banti, da kommt ja doch noch dein Grabsänger. Für mehr hat’s nicht gereicht, mein Spatz!“ Und drückt dir einen dicken, verheulten Kuss auf den Kopf.
Wir alle lachen und weinen gleichzeitig. Wischen uns die Tränen ab und streicheln dich, während du rübergehst.
Und da ist sie, diese kleine, kaputte, zerbrechliche Tierheimfamilie. Mit dem betrunkenen Hafensänger im Hintergrund, Pullis voller Hundehaare, in einer kleinen Wohnung. Mit einem letzten gemeinsamen Lachen und voller Tränen.
Das klingt nicht nach viel.
Mehr braucht es dann aber auch nicht.
Mach’s gut, mein Großer, und danke für all das, was ich lernen durfte – und vermissen darf.
Dein Dominic