11/24 – Stoptaste

Die alte Lady und der betrunkene Leuchtturm

„Wie kommt ihr an?“, fragt Christin mich. Ich bin gerade auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Ja, ich habe es tatsächlich geschafft, ein paar Tage rauszukommen. Und noch nie fühlte es sich so wichtig an. Ich brauchte eine Pause von den Sorgen und Lasten.

„Sind bald da.“
„Okay, Bailey macht mir Sorgen.“

Bailey. Mein Junge. Mein Hund. Der, der alles von mir weiß. Der mich durch die letzten Jahre begleitet hat. Abends auf dem Sofa mit ihm, das ist der stillste, der wärmste Ort. Einfach Dominic und Bailey. Mehr braucht es dann nicht.

Und vielleicht, schaffe ich es irgendwann aufzuhören zu heulen, wenn ich nur daran denke. 
Aber jetzt sitze ich hier in dieser Küche und merke, ich habe nichts davon verarbeitet.

Du, alte Lady, drehst dich so schnell, dass ich nie aussteigen kann. Und wenn ich mir die Zeit nehme, dann, um auch mal an Bailey zu denken.

Mein Urlaub endet damit, meinen Jungen direkt nach der Ankuinft ins Auto zu tragen – um ihn noch in derselben Nacht gehen lassen zu müssen.

Herzlich Willkommen Zuhause.

Bei dieser Biegung des Flusses meines Lebens stottern meine Gedanken bis heute. Meine Brust verkrampft sich, und auch wenn das Leben weitergeht, fehlst du mir, Bailey.

Die Ruhe und die Nähe, die wir hatten. Ich ahnte nicht, dass ich das nur mit dir aushalten konnte.

Ich sitze auf dem Boden, an die Wand gelehnt. Du legst ein letztes Mal deine Schnute auf meinen Schoß und seufzt dein typisches Bailey-Seufzen. Dann die Stille, diese brutale Ruhe.

Nachts bringe ich dich ins Tierheim, um dich am nächsten Tag im Friedwald zu beerdigen. 
Ich frage Azubi Paul, ob er mir hilft, dich ins Auto zu tragen. Aber als ich dich da sehe, passiert es: Ich breche heulend zusammen. Laut. Schreiend.

Ich hatte mich stärker erwartet.

Paul legt mir eine Hand auf die Schulter und sagt: „Geh. Wir machen das.“
Ich fühle mich klein, aber Paul strahlt Ruhe und Gewissheit aus. Und ich weiß: Das ist nicht der Job eines Azubis. Aber ich weiß auch: Alte Lady, wir können so froh sein, dass wir solche Menschen haben.

Ich würde alles dafür geben, noch einmal mit dir durch die Nacht zu wandern. Musik auf einem Ohr. Und dieses Gefühl von Liebe, wenn ich dich einfach nur ansehe.