„Liegt heute sonst noch was Besonderes an?“ fragt Lisa morgens bei der Einteilung.
„Nee, lass uns erstmal anfangen. Kommt ja eh immer anders…“ erwidert Nessi.
Alle lachen kurz. Doch dieses Lachen bleibt uns wenig später im Hals stecken.
Es gibt Momente, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Animal-Hoarding-Fälle gehören dazu. Manchmal wissen wir vorher ungefähr, was uns erwartet. Viel zu oft wissen wir es nicht.
An diesem Morgen kam der Anruf, der alles auseinanderreißen sollte.
Wir packten die Wagen voller Boxen, hängten die Anhänger an und schickten unser „Superteam“ – Jaymee, Lisa und Laurien – los. Zack, drei aus der Crew fehlen. Zeitgleich übernehmen zwei weitere alles vor Ort. Das heißt, fünf Leute weniger für die 300 Schützlinge im Heim. Die restlichen drei regeln alles andere. Mit dem Telefon am Ohr Katzenklos säubern? Willkommen im Tierheimalltag.
Zwei Stunden später rollten sie auf den Hof. Und mit ihnen eine Aufgabe, für die wir weder Platz noch Kapazitäten hatten: 101 Tiere. Schlangen, Vögel, Kaninchen, Skorpione, Spinnen, Meerschweinchen … Willkommen in 2024.
Ohne Laurien, alias „Schlaurien“, wäre das alles nicht möglich gewesen. Ihr frisch gemachter „Gifttierschein“ beruhigte mich zumindest etwas. Ich selbst hätte nichts Produktives beitragen können. Was Laurien speziell in diesem Fall geleistet hat, ist einfach nur noch beeindruckend. Diese Artenvielfalt, dieses Monsterprojekt, das war schon ne Nummer.
Insgesamt kamen dieses Jahr knapp 300 Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen oder schlechter Haltung zu uns. Und jedes Mal bringt es den Alltag im Heim komplett aus den Fugen.
Das Gefühl? Schrecklich. Kein Tier wird ohne Grund entnommen, und was wir dort sehen, erleben und verarbeiten müssen, geht an die Substanz. Der einzige Halt ist der Glaube, dass wir es gemeinsam schaffen können – auch das hier.
In solchen Momenten funktioniert hier jeder. Und wir mussten es dieses Jahr viel zu oft erleben. Aber ich war jedes Mal beeindruckt: Keiner meckert. Keiner ist sich für etwas zu schade. Egal mit welchem Team ich losgezogen bin, ob vor Ort oder im Heim – ihr habt alles gegeben, in einer Profiliga.
Die alte Lady kann so froh sein.