3/24 – Payback

Die alte Lady und der betrunkene Leuchtturm

„Die spucken uns jeden Tag einfach vor die Füße. Entsorgen und Tschüss. Und wir dürfen dann das Schlimmste verhindern!“ schimpfe ich, während Verena und Gina das Schlachtfeld des Tierschutzes beseitigen.
Ich sehe zu, wie weißes Pulver in ein Glas Wasser fällt. Hektisch und doch phlegmatisch rühre ich heute meine x-te Aspirin-Complex an. Die Grippe hat mich fest im Griff. Seit Wochen lebe ich eine Sieben-Tage-Woche. Erst dachte ich noch: „Das ist nur eine Phase. Kämpfen und Durchhalten! Wir haben schon so vieles geschafft!“ Optimismus, du fehlst mir… Denn heute ist es soweit: Die eine Sache zu viel. Zu viele Tiere. Zu viele Kosten. Zu viele Krankheiten. Zu viel Pflege. Zu viel, zu viel. Das System bricht zusammen. Kein Spendenaufruf kann das noch retten. Keine Planrechnung ist realistisch.
Zu dem „zu viel“ kommt auch die Wut. Wut auf Menschen, die Tieren das antun. Ich verliere den Glauben. Es dauert also keine drei Stunden, bis ich vom Philanthropen zum Misanthropen werde. Und eigentlich mag ich Menschen. Eigentlich.

Daniela drückt mir eine Kamera in die Hand. Ich schüttle den Kopf. „Was sollen wir sonst machen?“ fragt sie.
„Ich weiß es nicht mehr…“ sage ich, schlucke das Glas leer und greife nach der Kamera. Mit Schüttelfrost versuche ich, etwas in die Welt hinaus zu stammeln, werde immer verzweifelter. Ich kann mir selbst nicht glauben. Ich will abbrechen. Will das Video wegwerfen. Aber Gina hält mich auf: „Wenn wir etwas anders machen sollen, wenn wir mehr sagen sollen – sag es. Wir müssen das irgendwie hinbekommen.“
Ich sehe mich plötzlich von außen: Wie ich kaputt in der Ecke stehe und leide. Mein Team versucht, mich mit letzter Kraft aufzubauen. Was nicht ihr Job ist – und doch tun sie es, weil wir ohne einander längst am Ende wären. Die kleinen Katzen, die wir im Video zeigen wollten, irren hilflos über den Tisch. Und dann sehe ich es. Ich tue mir nur noch selbst leid.
Mein Tierheim, wir stehen am Abgrund!

Doch dann, alte Lady, kommt dein komischer Zauber. Alles fällt von mir ab. Wir machen ein „One-Take“. Und ich ahne nicht, wie gut du zurückspucken kannst – und wie sehr ich es lieben werde.

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