Bobby hat uns verlassen.

Hierfür gibt es keine Worte https://tierheim-ol.de/wp-content/uploads/2023/10/H2.G602.00000.m1000.jpeg

– hierfür gibt es Taschentücher…

Ich probiere es.

Seit
drei Jahren wohntest du bei uns. Du warst mehr als ein Bewohner. Du
warst unser Opi Bobby. Als ich dir heute Morgen in die Augen schaute,
wusste ich, ohne all die anderen Befunde, dass ich dich gehen lassen
muss.

Mühsam
rafftest du dich auf. Eigentlich sprangst du schon hoch, wenn du nur
die Ahnung hattest, dass man gleich zur Leinen greifen wollte. Heute
eben dann nicht.

Wir
gingen langsam und schwer ein paar Meter vor dem Tierheim auf und ab.
Ich wusste immer mehr, dass deine Augen mir vorhin die Wahrheit gesagt
haben.

Dann sacktest du weg. Einmal – Zweimal – Dreimal.

Morgens
an der Bundesstraße rasen die Autos vorbei und da steht ein
Tierheimleiter, der heult. Acht Jahre in diesem Heim – drei Jahre warst
du dabei. Viele würden den alten Motz-Opa mit seiner Katzi von Außen
betrachtet als Hindernis in einem Tierheim beschreiben, für mich aber
warst du die Basis.

Ganz langsam hebte ich dich immer wieder auf.

Zwanzig
Meter haben wir nur geschafft. Es wird keiner verstehen, ich auch
nicht, aber du liebtest dein Tierheim. Heute wolltest du nicht wieder
rein. Ich erkannte dich nicht wieder – ich erkannte, dass ich heute
meine Pflicht erfüllen muss. Ich erkannte, dass eben auch das zu meinem
Job gehört. Und ich erkannte, dass dieses schwere Gefühl in mir, dass
die Tränen und die Verzweiflung, sein dürfen – aber nicht die Scheu
davor, dich zu erlösen.

Zu
zweit lockten wir dich ganz langsam wieder ins Tierheim. Ich stellte
dir ein kleines Sofa in unser Büro. Wir deckten dich zu. Ich schloss die
Tür hinter mir zu und teilte dem Team mit, dass Bobby uns heute
verlassen wird. Und das tut man nicht gerne, das tut man für unseren
Opi.

Sein
Gassigänger Thomas wartete vorne, mit seiner Leine in der Hand. Ich
musste Thomas sagen, dass Bobby heute nicht spazieren gehen kann. Und
dass Bobby mir große Sorgen macht. Thomas besuchte ihn noch einmal
hinten im Büro. Bobby raffte sich vor Freude auf. Kippte aber auch dabei
immer wieder weg.

Lisa
und Benni hatten heute frei. Ich rief sie an. Bevor ich auflegen
konnte, waren sie schon im Tierheim. Nun war die Familie zusammen. Alle
saßen um Bobby und weinten. Bobby war so tapfer. Wir lagen alle im Büro
und es war so still. Bobbys Ein und Alles war seine treueste
Gassigängerin: Beate. Ich rief Beate an. Beate tat immer alles für
Bobby.

Beate
ist Patin, Lebensglückserfüllerin und beste Freundin von unserem Opi.
Beate nahm sich frei und ich holte Sie aus dem Büro ab. Beate stand noch
nicht ganz im Raum, da raffte Bobby sich ein letztes Mal auf. Seine
Beate war da. Er legt seinen Kopf auf ihre Hand und entspannt sich. Es
ist die richtige Entscheidung. Der Tierarzt ist da. Eine komische
Stimmung bedrückt das ganze Tierheim. Lisa, Beate und ich sitzen im Büro
und kraulen Bobby.

Ich
bin so unendlich traurig und es fühlt sich so schwer und hart an. Stopp
– ruft mein Kopf in dem Moment. Ich sehe Lisa. Sie krault Bobbys Kopf.
Damals kam keiner an Bobby ran. Lisa begann mit ihren Tauschgeschäften –
so entstand Bobbys Katzi. Lisa gab Bobby als Erste eine Chance. Ich
sehe Beate, die weint, aber sehr tapfer Bobby Geborgenheit schenkt. Ich
sehe alle seine treuen Gassigänger. Ich sehe Bobby mit seinem riesen
Knochen nach dem Lichterfest. Ich sehe mein unglaubliches Team, das mich
heute menschlich auffängt. Ich sehe diese riesen Familie, die alles für
Bobby getan hat. Und ich sehe dich Opi. Und neben dir deine Katzi. Ich
freue mich kurz, so komisch das klingt. Ich weine vor Freude, dass ich
das hinbekommen habe. Dass auch du eine Chance bekommen hast. Deine ganz
individuelle. Dass wir das Beste für dich tun konnten – unter den
Umständen. Du liegst da, Bobby. Mühsam schnaufst du und atmest schwer.
Es ist Zeit. Ich habe dir Beate geholt. Ich konnte dir eine Lisa
schenken, ich habe so gerne den Tierretterfonds für dich berühmt
gemacht und ich bin auch gerne traurig. Mein Herz schlägt eben für dich.
Das ist unsere Berufung. Und ich würde dich lieber gerade zum
Gassigehen rausgeben – aber zu einer wahren Liebe gehören auch Momente,
die nicht schön sind. Und keiner schaut weg. Alle sind bei dir. Auch
jetzt. Du schläfst ein. Dein Herz hört auf zu schlagen. Wir halten dich
noch lange schweigend fest. Ich stehe auf und bedanke mich bei allen,
dass sie da waren. Du wirst bei Beate im
Garten deine letzte Ruhe
finden. Danke Beate!


Hey
Opa Bobby, mach es gut. DU wirst mir noch lange jeden Morgen fehlen. Du
hast mein Leben geprägt, du hast mir heute gezeigt, dass auch nach all
den Jahren dieses Tierheim eben alles ist für mich. Dass es noch immer
keine Routine ist. Dass ich mir noch immer Fragen stelle. Das ich all
diese Gefühle durchlebe. Dass ich für dich da bin. Und dass ich noch
immer dazu lerne. Ich weiß, dass du glücklich warst. Und das macht mich
glücklich. Sogar heute. Auch wenn ich gerade wieder mit den Tränen
kämpfe. Dicken Respekt Kumpel. Dein Adventskalender hängt noch am
Zwinger, wir haben es nicht bis zur 24 geschafft. Bobby hat uns
verlassen.


 

Mach’s gut Opi <3


Hier seht ihr nochmal Bobbys Geschichte:
 

Bericht aus den Tierretterwochen 2015:

Unsere Tierretterpaten ermöglichen Bobby ein Zuhause und eine medizinische Versorgung. Jeden Tag – Danke!

Moin ihr da draußen!

Wenn ihr schon einmal im Tierheim wart, habt ihr mich
bestimmt gesehen, denn ich darf mich mit dem Titel „längster Tierheimbewohner“
schmücken, deshalb darf mein Text auch der Längste werden ;)

Meine Geschichte fing damit an, dass meine Familie entzwei
brach. Meine Besitzer trennten sich und mein Herrchen wurde schwer krank. Weil
er mich sehr schlecht behandelte, wurde ich ihm weggenommen. Das war im April
2013.

Die Feuerwehr brachte mich damals nachts ins Tierheim und
ich hatte fürchterliche Angst. Morgens kamen dann die Tierpfleger. Sie wollten
mich aus dem Aufnahmezwinger holen, doch ich war außer mir vor Angst und Wut.
Wie von Sinnen schlug ich mit meinen Zähnen gegen die Gitter. Ich wollte einfach
alle Menschen auffressen – mit Haut und Haaren!!!! Doch die Pfleger kannten
einen Trick. Sie telefonierten mit dem Tierarzt, der kam und brachte ein Pulver
mit. Das rührten sie mir in mein Futter – und weil ich so einen schlimmen
Hunger hatte, hab ich es gefressen. Wenige Minuten später schlief ich erschöpft
ein.

Ich wachte in einem anderen Zwinger auf. Hier konnte ich
wenigsten nach draußen gehen und Pipi machen. Doch von den hinterhältigen
Tierpflegern wollte ich weiterhin nichts wissen. Keiner durfte mich auch nur
ansehen, schon donnerten meine Zähne gegen die Zwingertüren. Ich glaube, sie
zerbrachen sich ganz schön den Kopf darüber, wie es mit mir weitergehen sollte.

Nach ein paar Wochen setzte sich Lisa abends zu mir an die
Box. Sie sprach mit mir und gab mir Leckerlies – die nahm ich nach ein paar
Tagen auch vorsichtig an. Eines Tages hatte sie eine Überraschung für mich
vorbereitet. Der Schieber, der den Außen – vom Innenbereich trennt, wurde
heruntergelassen und Lisa ging weg. Als sie den Schieber wieder hochzog,
schaute ich gleich nach, was draußen passiert war. Im Außenzwinger saß eine
kleine Stoffkatze. Ich nahm sie sofort vorsichtig ins Maul und brachte sie zu
Lisa. Von da an war das Eis gebrochen. Unser Ritual „Stoffkatze gegen
Leckerlie“ wiederholten wir jeden Abend und nach ein paar Tagen war es soweit,
Lisa holte die Leine. Ich glaube, sie war selbst ganz schön aufgeregt. Sie
machte vorsichtig den Zwinger auf und klickte mir mit zitternden Händen die
Leine ans Halsband – dann gingen wir in den Auslauf.

Von da an waren alle Tierpfleger meine Freunde. Ich wusste,
dass mir von denen niemals jemand wehtun würde und sie nichts von mir
erwarteten. Mit Fremden hingegen hab ich so meine Probleme. Ich möchte nicht an
die Füße gefasst werden und auch gewisse andere Sachen bringen mich auf 180!
Deshalb ist bisher auch jede Vermittlung gescheitert.

Das Tierheimteam hat nun beschlossen, dass ich für immer im
Tierheim bleiben darf. Ich weiß nicht, wieso ich mich nirgendwo anders
wohlfühle, aber das Tierheim ist nun mal meine Heimat geworden. Ich liebe mein
weiches Körbchen, das Betthupferl das es nach jedem Saubermachen gibt und vor
allem die Gewissheit, dass niemand hereinkommen und mir was tun kann. Ich weiß
genau, wie der Hase hier läuft und liiiieeebe meine festen Gassigeher :-* Für
mich kann es einfach kein schöneres Leben geben.

Das Einzige, was besser für mich laufen könnte, wäre die
Gesundheit. Mittlerweile bin ich ja schon ein Hundeopa. Ich habe ziemlich viele
Wehwehchen… 1. Spinnt meine Schilddrüse, 2. Sind meine Knochen nicht mehr das,
was sie mal waren…ihr wisst schon Arthrose, Spondilose usw… 3. Habe ich Asthma,
4. Macht mein Herz auch was es will. Alles in allem also ziemlich viele Dinge,
die behandelt werden müssen und die Geld kosten. Weil ich aber ja zum Glück den
Sonderstatus „Lieblingsbobby“ genieße und es Menschen gibt, die mir meine
Behandlung ermöglichen, kann ich hoffentlich noch ein paar

Jahre mit Thomas und
Mareike die tollsten Strandausflüge machen, mit Beate die längsten Strecken der
Welt laufen, mit Eric durch die Nachbarschaft joggen und mit Kati und Ellen
Blumen kaufen. Ich liebe euch alle sehr! Danke dass es euch und die vielen
Menschen, die mich trotz meiner kleinen „nennen wir es mal Defizite“ mögen, gibt!

  

Euer Opa Bobby

 


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