Hallo liebe Leute, ich bins. Mia.
Ihr müsstet mich mittlerweile eigentlich alle kennen, ich bin die, die seit eineinhalb Jahren versucht, ein Zuhause zu finden. Ich hab schon ein paar Mal von mir erzählt, ihr findet mich auch auf der Homepage. Aber heute soll es gar nicht um mich gehen! Also, jedenfalls nicht so direkt. Es ist nämlich so, dass ich in meinem großen Zimmer im Katzenhaus mittlerweile ganz Zuhause bin. Ich habe von meiner Höhle auf dem Katzenregal alles im Blick und freue mich, wenn die Pfleger oder ehrenamtlichen Katzenstreichler mir ihre Aufmerksamkeit geben. Nun ist es aber so, dass es langsam eng wird in meinem Reich! Es sind sooo viele andere Katzen hier, dass ich bei den Streichelrunden manchmal zu kurz komme, und sowieso, diese ganzen anderen Katzen passen mir eh nicht so richtig in den Kram. Dazu kommt noch, dass die alle schon alt sind! Das heißt, dass einige von ihnen richtig schlecht gelaunte Rentner sind, oder Motzomas, und hier haben sie ein Gebrechen und da ein Wehwehchen und wenn man nicht schnell genug Land gewinnt, dann erzählen sie einem jeden Tag aufs Neue ihre Lebensgeschichte, weil sie schon so tüdelig sind, dass sie vergessen haben, dass sie sie schon erzählt haben. Worauf ich hinaus will: Wenn schon niemand kommt, um mir mein Zuhause zu schenken, dann helft mir, in meinem großen Zimmer wieder in Ruhe leben zu können und adoptiert doch eine Omakatze. Wenn man sie näher kennt, dann sind sie auch (fast) alle ganz ganz lieb und auch lustig mit ihren ollen Eigenheiten. Aber ich will einfach nicht länger im Seniorenheim leben! (Anmerkung der Tierpfleger: Wir sehen an dieser Stelle darüber hinweg, dass Mia auch 11 Jahre ist und ordentlich meckern kann, aber pssst. Wir lassen sie mal weiter erzählen. ;-))
Zum Beispiel wäre da Lenchen. Sie ist 10 Jahre alt und braucht nur Schilddrüsenmedikamente, die auch schon eingestellt sind. Natürlich müsste das ab und an mal kontrolliert werden… Lenchen ist hier, weil sie nicht mit in die neue Wohnung ihrer Halterin konnte und findet Menschen toll! Sie kann auch stundenlang von ihren Erlebnissen berichten und wenn sie jemanden dolle mag, gibt sie immer Köpfchen.
Oder Eremintha. Allein schon der Name ist ja wunderschön und sie ist ein richtig edle alte Lady. Sie ist 11 Jahre alt und weiß genau, wie sie euch Zweibeiner um den Finger wickeln kann. Sie ist topfit, genießt ihren Schönheitsschlaf und Spaziergänge im Sonnenschein und wartet schon ganz sehnsüchtig auf neues Personal, das endlich anerkennt, dass sie eigentlich eine Königin ist (sie ist ein bisschen verrückt, aber lassen wir ihr ihre Illusionen, sie ist eine liebe verrückte Möchtegernkönigin).
Mieke ist schon 14 und sieht auch ein bisschen so aus. Manchmal kann sie ihr Fell nicht mehr so gut putzen und braucht Hilfe mit der Bürste. Sie liiiebt kuscheln und ist am glücklichsten, wenn sie überall dabei sein darf.
Edi und Moni Ahlhorn sind zwei dicke Freundinnen – im wahrsten Sinne des Wortes. Immer fressen die zwei allen anderen hier das Futter weg, da könnt ihr euch ja vorstellen, was hier im Seniorenheim los ist. Jedenfalls sind die beiden alten Damen so ungefähr 11 Jahre alt und kommen aus einem Haushalt, in dem man sich nicht mehr um sie kümmern konnte. Moni hat außerdem Spondylosen im Rücken, aber noch brauch sie deswegen keine Medikamente. Weil die Zwei nicht viel kennen, bleiben sie eher unter sich und brauchen ein wenig, um gegenüber Menschen aufzutauen. Aber in einem abendlichen Gespräch mit Blick auf den Sternenhimmel haben sie mir verraten, dass sie sich nichts mehr wünschen, als ein gemütliches Heim, in dem sie zur Ruhe kommen und ihren Lebensabend verbringen können.
Ein ruhiges Heim möchte auch Mimi haben. Sie wurde hier abgegeben, weil sie aus Stress kratzbürstig gegenüber Besuch wurde. Dabei muss man sie doch verstehen: Sie hat ihren 12ten Geburtstag gefeiert und möchte es gerne entspannt und gemütlich. Mit Trubel und viel Besuch hat sie es einfach nicht so, die alte Diva. Und eigentlich findet sie Kuscheln ganz toll! So wie ich findet sie die anderen Omas hier aber auch dolle nervig, deshalb hat sie mir verraten, dass sie nur als Einzelprinzessin ausziehen möchte: Alle Aufmerksamkeit ihrer neuen Menschen nur für sie. Das kann ich gut verstehen, in dem Punkt sind wir uns ähnlich!
Wer auch nicht mit anderen Katzen zusammen leben möchte, ist Nala. Nala ist eine Maine Coon und hält sich für die Königin der Welt. Am zufriedensten ist sie, wenn alles nach ihrer Nase läuft, ein richtiger Charakterkopf! Sie sieht auch gar nicht ein, auf Spaziergängen den Wegen zu folgen, sondern stolziert querfeldein. Deshalb musste sie auch geschoren werden, weil ihr prächtiger Pelz ganz verfilzt war. Darum müssen ihre neuen Menschen Madame immer bürsten, wenn sie von ihrem Gang wieder nach Hause kommt. Sie werden dann auch mit Schnurren belohnt, denn neben Spazieren und Quatschen ist Schmusen ihre Lieblingsbeschäftigung.
Genauso wie bei Hanne. Hannes Welt dreht sich um Kuscheln. Mit Menschen, mit Plüschkissen, mit anderen Katzen. Sie ist schon 13 Jahre alt und wurde draußen herumirrend gefunden. Eins ihrer Augen war ganz kaputt und es musste entfernt werden. Das ist natürlich auch eine Geschichte, die sie liebend gern vom Stapel lässt … Auf dem anderen Auge kann sie aber noch sehen wie ein Adler, sagt sie selber immer und hält laufend nach Möglichkeiten zum Schmusen Ausschau.
Einmal hat sie Molli angekuschelt, da hab ich mir schnell Popcorn organisiert und zugesehen, wie das weitergeht. Molli ist nämlich unsere Flitze Feuerzahn. Beziehungsweise Flitze Ohnezahn … Sie ist 16 Jahre alt und die Älteste der Seniorengruppe. Auch sie musste wegen Umzug abgegeben werden und findet es hier richtig blöd! Und das muss sich auch jeder anhören, der es wagt, in ihre Nähe zu kommen. Ich bin ja nun schon lange hier, aber so einen Fauchdrachen hab ich noch nicht getroffen, heieiei … Dabei ist es ganz lustig anzusehen eigentlich, wie diese zahnlose Oma mit ihrem Knutschmund alle zusammenfaltet, die ihre Drachenhöhle betreten wollen. Nichtmal Menschen dürfen ihr zu nahe kommen … aber wie Edi und Moni wünscht selbst Molli Ohnezahn sich nur, noch einmal irgendwo in Ruhe ankommen zu dürfen.
Naja, und da kommt ihr ins Spiel. So viele Omas wie im Moment haben im Katzenhaus noch nicht gewohnt und nicht nur ich finde das doof (weil ich doch die Aufmerksamkeit der Menschen für mich haben will), auch die alten Ladies finden es hier anstrengend. Die Gerüche, die vielen Leute, die vielen anderen Tiere … Wollt ihr ihnen nicht helfen, ihren letzten, sicheren Hafen zu finden? Ich weiß genau, diese alten Damen wären euch so dankbar! … und ich auch, denn dann habe ich hier in meiner Ausguckhöhle wieder meine Ruhe ;-)
Eure Mia
