Liebes Tierheim-Team,
hier schreibt Maggy (bei Euch hieß ich Magda).
Ich bin nun fast 8 Jahre alt und was soll ich sagen; ich bin alt. JA, ist so, kann man nichts machen.
Viele würden jetzt sagen:â Ach, mit 8 Jahren ist man doch noch nicht alt!â. Aber ich merke es nun selber und zum Ende hin denkt man dann doch zurück an seine Anfänge. Da kam mir in den Sinn, wer mir mein schönes Leben geebnet hat und dass ich mich da gar nicht oft genug gemeldet und mich bedankt habe. â Ich schiebe das auf mein aufregendes Leben â
Ich liege grade auf meinem Wärmebett und meine Sinne sind grade klar genug, dass ich mich bei Euch melden kann. Grade war ich noch bei meiner Tierärztin des Vertrauens und habe mir Blut abzapfen lassen, denn, wie schon angedeutet, stimmt bei mir etwas nicht. Ich bin neuerdings vergesslich, finde alles doof, meine Gelenke wollen nicht so wie ich und mein Fell ist ganz weiß. Bei meinem letzten Blick in den Spiegel habe ich mich fürchterlich erschrocken, darum habe ich Herrchen und Frauchen gebeten den Spiegel im Flur abzuhängen, was sie natürlich gemacht haben, denn sowas will man ja nicht sehen.
Ach jaaa, Herrchen und Frauchenâ¦die sind schon wunderbar, obwohl ich Herrchen lieber mag, aber sagt Frauchen das nicht.
Die ersten Jahre war ich mit Frauchen alleine, das war auch cool! Ich war ein richtig schlauer Hund, denn ich war täglich mit in der Hochschule. Ok, ich habe eher alle zum Lachen gebracht, wenn ich mitten in der Vorlesung laut aufgeschnarcht habe, aber Anwesenheit zählt. *lach* was war das für ein Spaß! Und sportlich war ich auch! Selbst bei Ekel-Wetter hat Frauchen mich überredet zum Hundesport zu fahren. Aber unter uns, das habe ich nur wegen der extra Leckerlies mitgemacht. Wir waren viel im Park, am Meer, im Wald und sind sogar in den Süden in die Berge gefahren. Und als Frauchen mir erzählte, dass meine Rasse in Deutschland nicht gerne gesehen wird, war ich super empört und bin mit ihr zum SOKA-Run in eine große Stadt gefahren und habe dort bei der Demonstration teilgenommen. Wie kann man uns Pitbullâs nicht mögen?!
Auch zu der Zeit war ich schon regelmäßig beim Tierarzt, denn mir viel immer das Fell aus und alles juckte. Ich weiß gar nicht, wie viele Liter Blut ich schon bei Tierärzten gelassen haben. Vielleicht sind das alles Vampire. Frauchen hat irgendwann vom Tierarzt dann viele Zettel bekommen und da war dann aufgelistet gegen was ich alles allergisch bin. Das hat Frauchen ganz schön erschrocken und es folgten viele Futtertests, denn viele mochte ich nicht. Mittlerweile esse ich am liebsten Ente oder Pferd mit Kartoffeln. Leckerschmecker! Das ging auch eine ganze Zeit gut, aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mir nicht noch was Neues aussuche um Frauchen auf trapp zu halten. Mittlerweile laufe ich nur noch auf drei Beinen (einfach weil ichâs cool finde) und brauche täglich einige Tabletten damit es mir gut geht. Warum, weiß ich auch nicht, das weiß Frauchen alles.
Wir waren ein super Single-Team! :D
Und dann kam Anfang 2015 ein Anruf und Frauchen schaute mich dabei ganz besorgt und nachdenklich an und ich hörte nur âJa, ich hole ihn daraus, aber ich muss erst testen, ob er mit Menschen und Maggy zurechtkommt. Zeigt er Aggressionen gegen mich oder Maggy müssen wir ihn woanders unterbringen.â Ach du S******, was hat Frauchen da vor?! Kurz danach kam mein persönlicher Gassigeher (der kommt immer, wenn Frauchen über Tag zur Arbeit musste) und Frauchen verschwand. Stunden später tauchte sie wieder auf und roch ganz komisch, eine Mischung aus Hund und Tierarzt. Ohje, muss ich schon wieder zum Arzt? Ich glaube schon, denn Frauchen legte mir Halsband und Geschirr um und wir gingen raus. Frauchen war irgendwie nervös und mein Gassigeher war auch noch da, obwohl der immer sofort geht, wenn Frauchen wieder da ist. Irgendwas stimmte da nicht. Und dann sah ich ihn. Er war groß, schwarz, ein Rüde und genau so ein Pitbull wie ich! Einfach perfekt! Ich freute mich und schaute Frauchen an âIst der etwa für mich? Bleibt der bei uns?â Frauchen ging zum Auto und holte diesen Traum von Hund raus und ich hab mich fast nicht eingekriegt vor Freude. Mein Gassigeher konnte mich kaum halten und da war ja auch noch so ein doofer Zaun dazwischen. Auf dem zweiten Blick zeigte sich, dass der Traum von Hund gar nicht gut aussah und er stank ganz fürchterlich und er hatte ganz große Angst. Sowas hatte ich noch nie gesehen, was ist ihm nur passiert? Und dann hatte er mich entdeckt â âoh, ob der mich auch mag? Der ist komisch, eine Mischung aus Angst und Aggression?!â Ich schmiss mich lieber eben auf den Boden mhhhh lieber mit Abstand zum Zaun und stellte mich vor. Skeptisch näherte er sich dem Zaun und ich erfuhr, dass er keinen Namen hat, 11 Monate alt ist und sehr viel Angst hatte und diese Welt gar nicht kannte.
Da hatte ich ein neues Ziel! Diesem Hund muss ich zeigen, wie schön die Welt ist! Da dieser Hund keine Anzeichen zeigte mich anzugreifen durfte er bei uns einziehen. Ok, er hatte am Anfang einen eigenen Bereich und zusammen durften wir noch nicht spazieren gehen aber mit der Zeit taute er immer mehr auf. Er hatte ein Fenster auf seiner Seite der Wohnung und ich habe ihm erklärt, was er da draußen so alles sieht. Ob manâs glaubt oder nicht- er hatte vorher nie die Sonne gesehen oder den Rest außerhalb von seinem Zimmer. Er hat erzählt, dass er in einem kleinen, dunklen Zimmer war und manchmal wurde er mit einem Seil in eine Kiste geführt und kam dann in der Hölle wieder raus. Da war es laut, andere große Hunde haben ihn angegriffen und er wusste es nicht besser und hat zurück gebissen. Er hat fürchterliche Angst vor anderen Hunden und greift dann an, damit sie weggehen. Ich versuchte ihm zu erklären, dass andere Hunde nichts Schlimmes sind, aber er wollte das nicht verstehen. Andauernd ist er fast durch das Fenster gesprungen und nur mit der Zeit haben Frauchen und ich es geschafft, dass er ruhiger wurde. Frauchen hat sehr viel mit ihm trainiert (gut, dass Frauchen keine Angst vor Hunden und Ahnung davon hat), da wurde ich schon etwas eifersüchtig.
Aber nach einer gewissen Zeit hat Frauchen uns auch immer öfter zusammen gelassen und jetzt, ich will ja nicht angeben, sind wir ein Herz und eine Seele!
Ich glaube Frauchen wollte sowas auch und hat sich auch einen Partner gesucht. Ich habe den Mann dann als gut empfunden also durfte der auch bei uns wohnen. Nur wurde das dann etwas eng in einer Wohnung und wir sind in ein kleines Haus mit 3000qm Garten gezogen. 3000qm!! Wir haben jetzt einen kleinen eigenen Park. Und damit ich mich nicht verlaufe und Goliath (Er hat mittlerweile einen Namen. Da er sehr paddelig ist, fand Frauchen Goliath als passend) keine fremden Hunde angreift (er mag immer noch nicht jeden Hund) ist rundherum ein Zaun. Ist das nicht genial? Die letzten zwei Jahre hatten wir riesen Spaß und ich habe ca 50qm Fläche super umgegraben. Ich war ganz stolz â Herrchen und Frauchen irgendwie nicht. Aber sie haben mir einen großen Bereich abgeteilt, wo ich buddeln kann bis der Arzt kommt und Goliath hat sich eine kleine Rennstrecke eingelaufen. Denn Herrchen kann den Ball einmal quer übers Grundstück werfen und Goliath liebt den Ball!
Jetzt wächst meine Buddelecke langsam zu, denn ich finde es jetzt viel schöner einfach rum zu liegen und Goliath in die Nase zu beißen, wenn der mich mit seinem Ball nervt.
Ich habe einen Lieblingsbaum. Im Sommer scheint da wunderbar die Sonne hin. An dessen Stamm kann ich wunderbar liegen und habe alles im Blick. Ich weiß nicht, wie lange ich noch kann, aber ich kann sagen, dass ich ein wunderbares Leben hatte und auch meine restliche Zeit wird wunderbar, da gehe ich ganz fest von aus. Zum Sport gehe ich natürlich nicht mehr, aber Frauchen nimmt dafür Goliath mit. Ich liege dann auf dem Sofa und belächle den armen Goliath, wenn er sich durch den Regen kämpfen muss.
Nun habe ich doch viel mehr geschrieben als ich wollte, aber ich wollte Euch zeigen, dass es mir gut ergeht und ich Euch super dankbar bin. Danke, dass ihr mich nicht aufgegeben und alle Stunden mit der Flasche ernährt und mich dann, als ich stark genug war, an mein Frauchen übergeben habt!
Ich werde Frauchen noch bitten ein paar Fotos von mir und Goliath beizufügen.
So schwer wie es mir fällt muss ich mich jetzt verabschieden, denn es wird wohl so sein, dass ich auch Euch bald vergessen werde.
Alles Liebe und Gute an mein liebstes Tierheim-Team!
Eure alte (noch leicht demente)
Maggy
Ein Bericht von Carina Borchers.