Liebes tolles Tierheimteam,
ich möchte die Gelegenheit nutzen, und euch eine kleine Katzenwunder-Geschichte erzählen, mit drei Damen aus eurer Obhut in den Hauptrollen… Vielleicht kann diese schöne Geschichte neben all‘ den schweren Erlebnissen in eurem Alltag eine kleine Freude sein…
Wenige Monate nachdem ich mit meinen beiden Katern hierher gezogen war, musste einer von ihnen wegen eines Tumors erlöst werden. Als neue Gesellschaft für den anderen Kater kam im Januar 2020 der kleine pechschwarze Udo von euch zu uns. Bei der Kastration entpuppte er sich als Katzenmädchen und bereichert seitdem offiziell als Fräulein Udo unser Leben…
Nachdem auch der andere ältere Kater gehen musste, war klar, dass eine neue Freundin für Fräulein Udo von euch kommen soll. Und so zog im Februar 2023 ein weiteres Katzenmädchen hier ein – die wunderhübsche Wilma (bei euch Rune). Die Zusammenführung der beiden Damen lief besser, als man es sich hätte wünschen können, und unsere Katzenwelt war rundherum in Ordnung. Bis zum 12.05.2024, als Wilma – aus Neugier oder vor Schreck wegen eines Geräusches oder weshalb auch immer – unvermittelt über eine zwei Meter hohe glatte Seitenmarkise von der gesicherten Terrasse sprang. Bis dahin hatte sie noch nicht einmal irgendwelche Anstalten gemacht, an den Gittern der Sicherung zu klettern, oder anders gezeigt, dass sie dort raus möchte. Seit diesem Moment war Wilma wie vom Erdboden verschluckt. Trotz ausgehängter Tasso-Plakate, Handzetteln in sämtlichen Briefkästen der Umgebung, Facebook-Post in der Gemeindegruppe. Nichts. Niemand hatte die Fremden gegenüber so extrem scheue Wilma gesehen. Als sich das auch zwei Monate später nicht geändert hatte, gab es keine wirkliche Hoffnung, dass wir sie finden würden, und Fräulein Udo konnte und sollte nicht länger alleine sein, so dass der Weg uns wieder zu euch führte. Und ich habe immer flapsig gesagt, sollte Wilma doch noch irgendwo auftauchen, dann sind es eben drei… Und so kam im Juli die zuckersüße, unerschrockene kleine Skoppa (bei euch Dänike) zu uns. Die Zusammenführung mit dem einfach nur lieben und geduldigen Fräulein Udo lief auch diesmal völlig problemlos.
Und kaum war Skoppa hier, plötzlich ein Anruf von einer Frau, die sicher war, Wilma im Nachbardorf gesehen zu haben. Aber nur einmal, und dann nicht wieder. Ein kurzer Hoffnungsschimmer, der sich schnell wieder in Luft auflöste…
Und dann kam im September die Frage der Doppelhausnachbarn, wie die verschwundene Katze von hinten aussieht. Sie sähen seit ein paar Tagen immer eine graue Katze weghuschen, wenn sie zu ihrem Gewächshaus gingen, und fragten sich schon seit ein paar Tagen, weshalb der Igel, denn sie dort füttern, plötzlich so viel frisst… Also wurde eine Wildkamera installiert und die Futterstelle immer weiter in Richtung Terrasse geschoben, und irgendwann war es dann soweit: Bilder einer Katze auf der Kamera. Und ein Abgleich der auffälligen Zeichnung mit Fotos aus der Zeit vor dem Verschwinden war im Prinzip eindeutig. Diese Katze ist unsere Wilma!
Mit der verlässlichen Annahme der Futterstelle und dem Anfüttern an eine Lebendfalle vergingen weitere Wochen, bis wir Wilma am 10.10., also fast auf den Tag genau fünf Monate nach dem Verschwinden, sichern konnten! 😊 Und nach 24 Stunden mit einer skeptisch in die Ecke des Quarantänezimmers gedrückten Rückkehrerin, springt sie beim Füttern auf einmal auf, kommt zu mir und schmeißt sich an meine Beine, bollert mit dem Kopf wieder und wieder gegen meine Hände, maunzt und schnurrt und scheint fünf Monate Kuscheln auf einmal nachholen zu wollen. Wilma war nicht nur wieder da, sondern von diesem Moment an auch wieder richtig angekommen… Und außer zwei Zecken und ziemlich viel Staub im Fell hatte sie nichts. Keine Kratzer, keine eingerissenen Ohren, keine tränenden Augen, keinen Schnupfen, nichts.
Es blieb die Sorge, dass sie nach fünf Monaten draußen ein Leben als Wohnungskatze nicht aushalten und die Wände hochgehen würde. Eine Befürchtung, die alle geteilt haben, mit denen ich gesprochen habe, auch bei euch und bei unserer Tierärztin. So gab es schon Überlegungen, wie wir Wilma im Schuppen einen warmen Schlafplatz einrichten können, damit sie als Mäusefängerin hier leben kann u.ä. Aber bis heute hat Wilma nicht einmal an einer Tür oder einem Fenster gesessen und irgendwie den Anschein vermittelt, nach draußen zu wollen. Sie scheint seit dem Moment des Ankommens einfach nur froh zu sein, wieder Sicherheit und Ruhe zu haben. Trotzdem haben wir inzwischen einen Teil des Gartens mit einem katzensicheren Zaun einzäunen lassen, so dass die drei Ladies mehr Draußen-Erlebnis bekommen als nur eine Terrasse – der Feinschliff fehlt noch, und dann geht es das erste Mal raus…
Am Ende der kleinen Quarantäne beim ersten Sichtkontakt war eindeutig, dass Fräulein Udo und Wilma sich wiedererkennen. Und nach anfänglicher Skepsis und großen Bögen umeinander näherten sich auch Skoppa und Wilma schnell immer mehr an. Inzwischen ist es mehr als akzeptieren und nebeneinanderher leben. Wilma und Skoppa spielen viel miteinander und fegen auch mal gemeinsam durch’s Haus, während Udo froh über die Ruhe vor den beiden wilden Hummeln scheint. Und dann wieder liegt Skoppa an Fräulein Udo gekuschelt auf dem Bett, während Wilma sich zurückzieht. Ernsten Streit gab es zu keiner Zeit.
Ja, und so sind es nun also wirklich drei…
Drei optisch und vom Wesen so unterschiedliche und jede für sich so liebenswerte Katzendamen, die vermutlich nicht hier wären ohne eure tolle Arbeit, die „Schuld“ ist, dass sich seit dem ersten Besuch die Frage nicht stellt, aus welchem Tierheim „neue“ Katzen hier einziehen dürfen…
Ich wünsche euch schöne und hoffentlich ein bisschen erholsame Weihnachtsage und alles Gute und vor allem viel Kraft für das neue Jahr!
Herzliche Grüße,
Anna
Ein Bericht von Anna Matthes.
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Die Hoffnung stirbt immer zuletzt… ✊🏻