Tierretterwochen – Heute: Aslan

Es war einmal ein schöner sonniger Tag und ich erblickte als
Kangalwelpe das Licht der Welt. Meine Vorfahren sind gezüchtet worden, um in
der Türkei die Schafherden zu bewachen… und genau das lag mir von der ersten
Sekunde an im Blut: Ich wollte der König aller Herdenschutzhunde werden!!

Als ich dann mit ein paar Monaten schon ganz gut türkisch
sprach, wechselte ich mein Zuhause und fand mich plötzlich in einer Familie mit
Kind und einer kleinen Wohnung wieder. Huch hab ich gedacht, irgendwie hatte
ich mir mein Leben etwas anders vorgestellt.

Als ich dann so langsam größer wurde und auch schon
ordentlich an Masse zugelegt hatte (ihr wisst, ich wollte der König aller
Herdenschutzhunde werden!) wollte meine Familie mich irgendwie nicht mehr haben
und ich kam ins Tierheim.

Das war mein erster Besuch hier und ich muss euch sagen,
dass ich mit meinem neuen Freund, dem Tierpfleger Benny, ordentlich Spaß hatte
und ihm erstmal gezeigt habe, was ich schon so kann (die Jacke soll ich ihm bis
heute ersetzen – aber bisher hat er noch keinen Pfennig gesehen!)

Und dann stand plötzlich jemand vor mir und hat mich wieder
mitgenommen.

Ab da wohnte ich auf einem großen Hof und konnte mich frei
bewegen und auch dort ordentlich Spaß haben. Keiner dort hat mir gesagt, was
ich zu tun habe, also habe ich auf meine innere Stimme gehört und habe
angefangen, das Grundstück zu bewachen … doof nur, dass ich irgendwann den
Besitzer nicht mehr reinlassen wollte. Der kam halt nur selten und da habe ich
ihn nicht als Freund erkannt. Nachdem ich ihn dann mal ganz sacht in die Hand
gezwickt habe, saß ich schneller wieder im Tierheim, als ich bis drei zählen
konnte.

Aber ich sage euch, das war ein Auftritt: Ich kam in einem
Pferdehänger vorgefahren und als ich ausgestiegen bin, haben alle gezittert.
Ich war mittlerweile eine wahre Schönheit geworden (glaub ich zumindest) und
hatte ordentlich an Größe und Ausstrahlung dazu gewonnen. Ganz in meinem Sinne
also! Und dann bekam ich auch gleich den Königszwinger zugewiesen- mit einem
eigenen Auslauf. Der Durchgang zum Außenbereich war mittlerweile fast zu klein
für mich und ich musste mich immer etwas ducken, um durch zu laufen. Schnell
war mir meine Aufgabe klar: Ich sollte das ganze Tierheim bewachen!! Und jeden
fremden Menschen mit meiner enormen Größe und meinem wilden Hin-und
Hergespringe beeindrucken.

Ich ging richtig auf in meiner neuen Umgebung. Sehr zum
Leidwesen der Tierpfleger. Irgendwann hörte ich sie nuscheln, dass ich ja auch
mal in den großen Freilauf müsse, damit ich mich mal richtig austoben kann… Aber
niemand traute sich so richtig an mich ran. Tja, ein Kangal ist halt ein Kangal
und kein Allerweltshund. Unkastriert, mittlerweile mit 12 Monaten im besten
Pflegelalter und mal so gar nicht erzogen. Ach, was hatte ich einen Spaß.

Den Maulkorb habe ich einfach durch die Gitterstäbe gezogen
und auseinandergepflückt. Als man mir mit Futter das Ganze Schmackhaft machen
wollte, wurde ich etwas zornig, weil ich sofort alles essen wollte! Und so zog
sich alles etwas hin. Irgendwann ist dann einfach mal jemand zu mir
reingegangen. Und nachdem ich den ordentlich angesprungen und etwas
angeknabbert habe, wurde ich ruhiger. Und dann durfte ich in den Auslauf. Und
ich durfte rennen und springen – aber so sehr ich auch nach ihnen Ausschau
gehalten habe, meine Schafe habe ich nicht gefunden. Rein- und rausbringen ging
nur mit zwei Personen, sie hatten Angst, dass ich „mal wieder“ meinen Willen
durchsetzen wollte und anfange rumzuspacken. Naja, sie haben auch gut daran
getan ;-)

Als ich eines Tages mal wieder draußen im Auslauf war,  kam ein Typ auf mich zu (Hundetrainer hat er
sich genannt) und hat sich vor den Auslauf gestellt und mich angeglotzt. „Glotz
nicht so“ habe ihn angeschrien, aber der hat sich gar nicht beeindrucken lassen
und sich ganz entspannt mit den Pflegern unterhalten. Ich habe ordentlich
versucht Eindruck zu schinden… aber so ganz hat es nicht funktioniert.
(Merke: Muss ich noch dran arbeiten)

Und dann kam der auch noch zu mir rein. Und ich muss sagen,
er hatte ein paar neue Tricks auf Lager, die ich noch nicht kannte. Niiicht
schlecht, hab ich gedacht.

Ab da kam er noch öfter und hat den Pflegern Tipps gegeben,
wie sie mit mir umzugehen haben. Was man mit mir machen könnte, um meine Schafe
zu ersetzen (Pah, der träumt wohl!) und so weiter.

Den Pflegern war aber wohl bewusst, dass ich eigentlich was
anderes brauchte… ich musste während der Besuchszeit im kleinen Innenzwinger
bleiben, ich wurde immer dünner wegen des hohen Stresslevels, ich hatte oft
Durchfall….und so setzten sie sich hinters Telefon und Vanessa hat sich die
Finger wund telefoniert.

Und dann kam sie irgendwann mal an den Zwinger und hat
gesagt: „Aslan – du musst jetzt nochmal umziehen! Auch, wenn du schon viel
lieber geworden bist, ist das hier nicht dein richtiges Zuhause. Wir haben
einen Platz für dich gefunden, den wir dir – dank des Tierrettungsfonds-
ermöglichen können! Du ziehst auf einen Kangalhof…schon ganz bald! Dort kennt
man sich mit Burschen wie dir aus und geht auch mit dir spazieren. Da ist zwar auch
keine Schafsherde, und ich weiß, wie sehr du dir die wünscht….  aber es ist immer noch besser als hier.“

Und was soll ich euch sagen, ich danke euch „Tierrettungspaten“!!

 Ich lebe jetzt mit weiteren
Kangals auf einem Hof (naja, hier sind auch noch son paar Andere, die sich
ebenfalls Herdenschutzhunde nennen, die sehen aber voll albern aus) und Andrea,
meine neue „Besitzerin“ hat so gar keine Angst vor mir. Was ich bei der schon alles
probiert habe…aber die lässt sich einfach nicht einschüchtern!! Man merkt, dass
sie uns Kangals gut kennt. So was habe ich gebraucht! Denn jetzt kann ich auch
spazieren gehen und lerne neue Sachen kennen. Sie sagt, dass ich grundsätzlich
ein lieber Kerl bin (daaaaanke J),
aber schon sehr viele Flausen im Kopf habe. Insgesamt gefällt es mir hier sehr
sehr gut. Kein zu kleiner Zwinger mehr, kein langweiliger Alltag mehr, kein
permanenter Stress mehr. Es ist ruhig, groß und entspannt hier.

Und wer weiß, vielleicht könnte ich mich auch dazu bereit
erklären, dass ich meine Schafsherde in der Türkei aufgebe und hier in
Deutschland bleibe.

Liebe Tierrettungspaten: manchmal helft ihr mit eurer Spende
nicht nur Tieren, die krank sind, sondern auch Tieren, die mit den
Gegebenheiten im Tierheim nicht zurechtkommen und artgerecht irgendwo anders
untergebracht werden müssen… Erst der Hundetrainer und dann der Umzug!! Ich bin
euch so so dankbar, dass ich jetzt dort leben kann, wo man mich versteht und
liebt. Danke  – Euer Aslan!


Noch kein Tierretter? Dann kannst du HIER Pate werden :-)

Euer Alsan <3

 

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