TIERRETTERTAGE HEUTE: ***Flieger***


Flieger 2.0

„…Es war einmal ein kleines Häuschen. In diesem Häuschen
lebten ein älterer Mann, eine ältere Frau, zwei ältere Katzen und ein kleiner
älterer Hund. Sie hatten sehr viel Spaß zusammen und hatten sich sehr lieb. Und
so lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende….“

So und nicht anders hätte meine Geschichte eigentlich
ausgehen sollen.  Meine Geschichte und
die von meinen Hundeeltern und meinen Katzenfreunden…

Aber dann kam alles anders. Erst ist meine Hundemama
gestorben. Ja, sie war zwar schon älter gewesen, aber dafür umso lieber. Da war
mein Hundepapa ganz schön traurig. Und weil er auch schon älter ist und es ihm
immer schlechter ging, hat er sich mit mir zu einem ernsten Gespräch auf die
Gartenbank gesetzt.

„Flieger“ hat er gesagt, „Flieger, mein Junge, was ich dir
jetzt sagen muss, tut mir sehr sehr leid. Obwohl du schon so alt bist wie ich,
hast du noch so viel Kraft und Energie…ich kann mit dir nicht mehr mithalten.
Ich kann nicht mehr mit dir spazieren gehen, meine alten Beine tragen mich
nicht mehr.. und ich spüre, dass du noch lange nicht zum alten Eisen gehörst.
Ich muss bald ins Krankenhaus und kann dann nicht mehr auf dich aufpassen. Weil
du so ein taffes Kerlchen bist, mein lieber Jung, werde ich dich zu den netten Damen
ins Tierheim geben müssen. “ Dabei hatte er Tränen in den Augen und …ich auch.

Eigentlich wollten wir uns noch ein paar schöne Tage machen
und ich wollte mich in Ruhe von meinem Zuhause, meinem Hundepapa  und von meinen Katzenfreunden verabschieden,
aber dann kam alles anders. Ein Auto mit Blaulicht stand des Nachts plötzlich
vor der Tür. Die haben meinen Hundepapa einfach mitgenommen und Leute in
Uniform haben mich in dieses Heim für Tiere gebracht.

Und da saß ich nun. Ich muss euch sagen, ich bin wirklich
ein zähes Kerlchen, das sagt man meiner Rasse ja auch nach, aber ein bisschen
durch den Wind war ich trotzdem. Im Traum habe ich dann aber meinen Hundepapa
wieder getroffen, der mir gesagt hat, dass es nun leider doch schneller gehen
musste, als gedacht. Er würde zwar bald wieder zu Hause wohnen, aber ich könne
leider nicht mit zurückkommen. Die Tierpfleger, die mich in den nächsten Tagen
immer mal wieder besucht haben, waren sehr lieb zu mir und auch viele
Gassigänger waren da, die mit mir spazieren gegangen sind. Ich habe gehört, wie
sie über mich geredet haben. Ob denn so ein alter Hund wie ich (ich bin
übrigens 15 Jahre alt) denn überhaupt noch vermittelt werden würde? Dass die
Menschen doch lieber jüngere Hunde haben möchten. Warum sie mich denn überhaupt
im Tierheim aufgenommen hätten? Ich würde doch bestimmt lange warten müssen,
bis ich ein neues Zuhause finde..wenn überhaupt. Da bekam ich etwas Angst. Will
mich denn keiner mehr haben? Bin ich denn weniger wert als mein Kumpel zwei
Zwinger weiter, der erst 9 Jahre alt ist? Ich schwöre, ich kann noch genauso
schnell laufen, wie er! Und ich kann auch noch genauso gut kuscheln! Und ich
kann auch noch genauso gut hören! Und sehen! Und bellen… 

Ich war auch schon beim Tierarzt. Der hat herausgefunden,
dass ich ein vergrößertes Herz habe und täglich eine klitzekleine Tablette
brauche. Aber das wars!!! Sonst bin ich topfit. Meine Zähne sind wunderschön
gemacht worden und ich habe auch schon ordentlich abgenommen – mittlerweile
kann man schon wieder eine Taille sehen.

Mein altes Zuhause vermisse ich immer noch… vor allem meinen
Hundepapa (die Katzen wollten eh immer nur an meinen Fressnapf .. ggrrr). Aber
ich bin äußerst bereit, mich auf neue Menschen einzulassen. Ich bin wirklich
ein super dufte Typ. Ich bin natürlich trotz allem ein Jack Russel – das heißt,
ich bin ballverrückt und gebe den natürlich auch nicht wieder her. Ich fresse
gerne und gebe mein Essen auch nicht wieder her ;- ) Ich kann gut aufpassen und verstehe mich auch wohl mit Katzen. (Aber
auch denen gebe ich nichts von meinem Essen ab!) Draußen bin ich immer an der
Leine gelaufen, weil ich wahrscheinlich doch mal einem Häschen hinterherjagen
würde, wenn es mich frech anguckt.

Trotz allem, was passiert ist, bin ich aber froh, dass ich
hier im Tierheim Oldenburg gelandet bin. Hier ist es warm und trocken, es wird
viel mit mir gekuschelt, ich bekomme gutes Futter, ich habe Hundekumpels, ich
habe super tolle Gassigänger, die immer viel mit mir spazieren gehen und ich
habe eine Chance! Eine Chance auf ein neues Leben.  Wenn das Alte nicht mehr ist, kann man nur
nach vorne blicken.

Und jetzt erzähle ich euch, wie meine Geschichte „Flieger
2.0“ zu Ende gehen wird:

„..Und der junge Hüpfer namens Flieger sprang und rannte
durch die Gegend und freut e sich seines Lebens. Er hat neue Hundeeltern
gefunden. Juhhuuuu! Hundeeltern, die nicht auf das Alter geguckt haben, sondern
sich einfach in die leicht trüben Augen des älteren Jack Russel Herren verliebt
haben. In seinen Dickkopf, seine Herzlichkeit, seinen Charme, seine Schalk,
seine Kuschelmomente und seine Lebensfreude. Sie hatten sich alle sehr lieb und
Flieger durfte in seinem neuen Zuhause machen, was er wollte (Anm. der
Redaktion – das sind Fliegers Vorstellungen…) Und so lebten Flieger und seine
Eltern noch viele Jahre glücklich zusammen.“

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