Bobby hat uns verlassen

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– hierfür gibt es Taschentücher…

Ich probiere es.
 
Seit drei Jahren wohntest du bei uns. Du warst mehr als ein Bewohner. Du warst unser Opi Bobby. Als ich dir heute Morgen in die Augen schaute, wusste ich, ohne all die anderen Befunde, dass ich dich gehen lassen muss.
 
Mühsam rafftest du dich auf. Eigentlich sprangst du schon hoch, wenn du nur die Ahnung hattest, dass man gleich zur Leinen greifen wollte. Heute eben dann nicht.
 
Wir gingen langsam und schwer ein paar Meter vor dem Tierheim auf und ab. Ich wusste immer mehr, dass deine Augen mir vorhin die Wahrheit gesagt haben.
 
Dann sacktest du weg. Einmal – Zweimal – Dreimal.
 
Morgens an der Bundesstraße rasen die Autos vorbei und da steht ein Tierheimleiter, der heult. Acht Jahre in diesem Heim – drei Jahre warst du dabei. Viele würden den alten Motz-Opa mit seiner Katzi von Außen betrachtet als Hindernis in einem Tierheim beschreiben, für mich aber warst du die Basis.
 
Ganz langsam hebte ich dich immer wieder auf.
 
Zwanzig Meter haben wir nur geschafft. Es wird keiner verstehen, ich auch nicht, aber du liebtest dein Tierheim. Heute wolltest du nicht wieder rein. Ich erkannte dich nicht wieder – ich erkannte, dass ich heute meine Pflicht erfüllen muss. Ich erkannte, dass eben auch das zu meinem Job gehört. Und ich erkannte, dass dieses schwere Gefühl in mir, dass die Tränen und die Verzweiflung, sein dürfen – aber nicht die Scheu davor, dich zu erlösen.
 
Zu zweit lockten wir dich ganz langsam wieder ins Tierheim. Ich stellte dir ein kleines Sofa in unser Büro. Wir deckten dich zu. Ich schloss die Tür hinter mir zu und teilte dem Team mit, dass Bobby uns heute verlassen wird. Und das tut man nicht gerne, das tut man für unseren Opi.
 
Sein Gassigänger Thomas wartete vorne, mit seiner Leine in der Hand. Ich musste Thomas sagen, dass Bobby heute nicht spazieren gehen kann. Und dass Bobby mir große Sorgen macht. Thomas besuchte ihn noch einmal hinten im Büro. Bobby raffte sich vor Freude auf. Kippte aber auch dabei immer wieder weg.

Lisa und Benni hatten heute frei. Ich rief sie an. Bevor ich auflegen konnte, waren sie schon im Tierheim. Nun war die Familie zusammen. Alle saßen um Bobby und weinten. Bobby war so tapfer. Wir lagen alle im Büro und es war so still. Bobbys Ein und Alles war seine treueste Gassigängerin: Beate. Ich rief Beate an. Beate tat immer alles für Bobby.
 
Beate ist Patin, Lebensglückserfüllerin und beste Freundin von unserem Opi. Beate nahm sich frei und ich holte Sie aus dem Büro ab. Beate stand noch nicht ganz im Raum, da raffte Bobby sich ein letztes Mal auf. Seine Beate war da. Er legt seinen Kopf auf ihre Hand und entspannt sich. Es ist die richtige Entscheidung. Der Tierarzt ist da. Eine komische Stimmung bedrückt das ganze Tierheim. Lisa, Beate und ich sitzen im Büro und kraulen Bobby.
 
Ich bin so unendlich traurig und es fühlt sich so schwer und hart an. Stopp – ruft mein Kopf in dem Moment. Ich sehe Lisa. Sie krault Bobbys Kopf. Damals kam keiner an Bobby ran. Lisa begann mit ihren Tauschgeschäften – so entstand Bobbys Katzi. Lisa gab Bobby als Erste eine Chance. Ich sehe Beate, die weint, aber sehr tapfer Bobby Geborgenheit schenkt. Ich sehe alle seine treuen Gassigänger. Ich sehe Bobby mit seinem riesen Knochen nach dem Lichterfest. Ich sehe mein unglaubliches Team, das mich heute menschlich auffängt. Ich sehe diese riesen Familie, die alles für Bobby getan hat. Und ich sehe dich Opi. Und neben dir deine Katzi. Ich freue mich kurz, so komisch das klingt. Ich weine vor Freude, dass ich das hinbekommen habe. Dass auch du eine Chance bekommen hast. Deine ganz individuelle. Dass wir das Beste für dich tun konnten – unter den Umständen. Du liegst da, Bobby. Mühsam schnaufst du und atmest schwer. Es ist Zeit. Ich habe dir Beate geholt. Ich konnte dir eine Lisa schenken, ich habe so gerne den Tierretterfonds für dich berühmt gemacht und ich bin auch gerne traurig. Mein Herz schlägt eben für dich. Das ist unsere Berufung. Und ich würde dich lieber gerade zum Gassigehen rausgeben – aber zu einer wahren Liebe gehören auch Momente, die nicht schön sind. Und keiner schaut weg. Alle sind bei dir. Auch jetzt. Du schläfst ein. Dein Herz hört auf zu schlagen. Wir halten dich noch lange schweigend fest. Ich stehe auf und bedanke mich bei allen, dass sie da waren. Du wirst bei Beate im Garten deine letzte Ruhe finden. Danke Beate!
 
Hey Opa Bobby, mach es gut. DU wirst mir noch lange jeden Morgen fehlen. Du hast mein Leben geprägt, du hast mir heute gezeigt, dass auch nach all den Jahren dieses Tierheim eben alles ist für mich. Dass es noch immer keine Routine ist. Dass ich mir noch immer Fragen stelle. Das ich all diese Gefühle durchlebe. Dass ich für dich da bin. Und dass ich noch immer dazu lerne. Ich weiß, dass du glücklich warst. Und das macht mich glücklich. Sogar heute. Auch wenn ich gerade wieder mit den Tränen kämpfe. Dicken Respekt Kumpel. Dein Adventskalender hängt noch am Zwinger, wir haben es nicht bis zur 24 geschafft. Bobby hat uns verlassen.

 

 

Mach’s gut Opi <3
 
Hier seht ihr nochmal Bobbys Geschichte:
 
 

 

Mach’s gut Opi <3

Bild zur Meldung Bobby hat uns verlassen

 

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