Weil man es ja doch wieder viel zu selten sagt.

Also, auf dem Foto seht ihr mich Dominic (rechts), in der Mitte Hedwig und links unsere Tierpflegerin Daniela. Erstmal ist das ja nun nichts Spannendes. Ich kann euch schonmal so viel verraten, ihr seht Hedwig, aber Hedwig sieht euch nicht. Auch nicht, wenn ihr vor ihr stehen würdet.
Hedwig ist eine alte Zuchthündin und wurde im Tierheim abgegeben. Kurz vor Weihnachten, während alle noch die letzten Geschenken besorgten und sich auf die vertraute und warme Zeit freuten, tapste Hedwig ziemlich hilflos, einsam und verloren in unseren Tierheimalltag. Immer wieder stieß sie vor Panik gegen die Wände ihres neuen und unbekannten Zwingers, drehte sich hilflos kläffend im Kreis. Der eine zündet voller Vorfreude die vierte Kerze auf dem Adventskranz an, bei dem anderen erlischt die Hoffnung – Die Hoffnung auf ein: Am Ende wird alles gut.
Nicht stubenrein, stark entzündete Ohren, offensichtlich blind, schuppiges Fell und ehrlich gesagt einen ziemlich starken Geruch an sich habend, wirkte es bei unserem ersten Kontakt nicht so, dass ich dachte: Hey Hedwig, deine Chancen auf ein schnelles neues Zuhause stehen wirklich gut…
Nein, eigentlich sah es einfach nur schlecht aus.
Spurlos geht das an keinem hier vorbei. Das ist ja schonmal gut. Aber ganz ehrlich, Mitleid kann jeder. Diesen Post hier schreiben auch.
Es war wirklich schwer zu ertragen, dass dieser kleine Schützling hier alleine im Zwinger saß und weder ein noch aus wusste… Aber – gerade, wenn in ein paar Tagen Weihnachten ist und man doch eigentlich genug um die Ohren hat – sich ein Herz zu fassen und zu sagen: Ich lass dich nicht allein. Komme was da wolle… das hat am Ende nur eine gemacht. Unsere Daniela.
Also nahm sie Hedwig mit. Dani war sehr erleichtert, dass sich Hedwig mit den anderen Hunden und Katzen versteht, aber einen blinden, doch „leicht“ riechenden und vor allem nicht stubenreinen Hund zu Weihnachten mit nach Hause zu nehmen… ganz ehrlich… die Schlange an Interessierten war nicht besonders lang.
Untersuchungen ergaben, dass Hedwig nicht nur blind ist, sondern auch eine schwere Entzündung in den Augenhöhlen hat. Weil sie ständig starke Schmerzen habe, wäre es am besten, die Augen zu entfernen.
Es kam aber noch schlimmer…
Okay, denkt sich Dani, versprochen ist versprochen, ich bin deine Pflegestelle, ich habe gesagt du bist nicht allein, also bist du es auch nicht. Die Zeit nach der OP war die absolute Hölle. Daniela beschrieb sie mir gestern erneut. Hedwig versuchte, das unerträgliche und nicht aufhörende Jucken in den verlorenen Augenhöhlen irgendwie zu lindern. Mit ihrem Lampenschirm (Halskrause) rannte sie durch die Wohnung und versucht irgendwo etwas zum Kratzen zu finden.
Sie konnte nicht mehr alleine bleiben, bellte plötzlich unkontrolliert, fand sich nicht mehr in der Wohnung zurecht und war so rastlos, dass auch nachts nicht an Schlaf zu denken war. Während Daniela das beschreibt, schaut sie leer an mir vorbei und ich merke, wie diese Zeit vor ihrem inneren Auge noch einmal präsent ist. Und wie schwer sie war.
Und, ja, ich merke mal wieder, wie selbstverständlich das in meinem Alltag manchmal ist. Durch welche Täler diese Tierpfleger hier ihr Schützlinge begleiten und diese mit Ihnen durchleben. Und wisst ihr was, das Ding hier hat ein mega Happy End. Denn nach der ganzen Phase und 3 Wochen später geht es Hedwig prächtig. Sogar so richtig prächtig! Denn heute können wir euch mitteilen, dass dieses Duo für immer zusammen bleibt! Hedwig wird für immer bei Daniela bleiben. Geht auch gar nicht mehr anders. Aber muss man erstmal wollen. Und nun wird es Zeit im Namen des Tierheims mal Danke zu sagen, liebe Dani. Seit 8 Jahren bist du bei uns, soviele Krisen und Ideen hast du schon mit uns überlebt. Von Anfang an hast du Verantwortung übernommen und diese getragen. Und es war selten die schöne Seite der Verantwortung. Du hast so vielen Tieren hier geholfen, mit nach Hause genommen, aufgepäppelt und co… Dieser Ort wäre ohne dich nicht der selbe.
Es sind Menschen wie du, Tierpfleger wie du, die mich jeden Tag stolz und froh machen, jeden Tag ein Teil dieses Tierheims sein zu dürfen. Und auch optimistisch! 

Und nun, wünsche ich Euch beiden alles Gute und freue mich auf die nächsten 8 Jahre mit dir.
Ich und diese Mannschaft lieben dich und wissen jeden Tag, was wir an dir haben. Wollte ich dir nur mal eben sagen.

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