„Da sind noch Zwiebeln in der Badewanne!“

Das alljährliche Resümee des Tierheims steht an. Und ja, etwas länger als sonst, aber dies hat seinen Grund.

 

 

Da sind noch Zwiebeln in der Badewanne!

oder

„Am Ende wird alles gut und wenn es nicht Gut ist, war es verdammt nochmal nicht das Ende!“

 

 

Liebe Tierheimfreunde,

dieses Tierheim kostet uns Kraft. Körperlich und geistig. Was das mit „Zwiebeln in der Badewanne“ zu tun hat?  Es ist der verzweifelte Kampf für die Sache. Schenken Sie mir kurz etwas Zeit und ich will es Ihnen gerne erklären, denn dieses Tierheim Team ist seine Zeit wert. Jeder Angestellte, jeder tolle Helfer. Jeder, der mitgezogen hat. Immer wieder stehen neben uns Menschen und sagen, das geht doch nicht auf. Nun, vielleicht sind wir alles kleine Träumer und gerne auch leicht wahnsinnige Spinner. Aber eventuell haben WIR daher gerade das Glück, dass Zwiebeln in der Badewanne uns retten und wir auch 2015 weiter Träumer sein dürfen, die ihren Tierheimtraum umsetzten. Tag für Tag…  und noch lange nicht am Ziel.

Und das geht so:

Im Jahr 2013 bahnte sich eine neue Entwicklung an und im Jahr 2014 wurde diese Entwicklung der „Worst Case“. Wir mussten 1300 Tiere aufnehmen, dass alleine ist schon viel zu viel. Doch die Beschlagnahmungen, Sicherstellungen und die Animalhoardingfälle steigen von ursprünglich 15 Tiere im Jahr (2006 – 2013) auf über 350 Tiere im Jahr 2014.

Diese Tiere kommen nicht ohne Grund zu uns. Diese Tiere wurden schlecht gehalten, ungenügend versorgt, verwahrlost, zurückgelassen und einige fürchterlich gequält. Dies bedeutet für uns: sehr viel Arbeit. Den Schutz, die Geborgenheit und die bessere Zukunft, die wir jedem einzelnem Tier schenken möchten – es ist personell kaum zu gewährleisten. Und natürlich kosten kranke Tiere auch einfach sehr viel Geld. Diese Tiere gelten als schwer „vermittelbar“ und werden zu Langzeitbewohnern. Kranke Tiere, die lange da sind – richtig – die kosten sehr sehr viel Geld. Monat um Monat bekam ich Angst bei den Kontoauszügen. Ich überschlug und hoffte, dass es nur eine Phase sei. Doch immer mehr Tiere, die Hilfe brauchten, kamen. Im September war eindeutig klar, dass wir im November am Ende sind. Das der Dezember nicht mehr mit uns als Tierheim sein wird.

 

 Mit der Stadt ging es in die Verhandlung. Diese möchte uns unbedingt aufgrund unserer Arbeit als Träger behalten, aber wie kann man jetzt welche Gelder wo bekommen?! Und wie schnell? Es wurde alles sehr kompliziert und ich kämpfte mit Lisa und Benny um jede Form der Möglichkeit. Doch wir kamen einfach nicht voran. Es nützte nichts. Mein restliches Team lasse ich mit solchen Sorgen in Ruhe. Die haben genug zu tun mit der Sorge um die Tiere. Doch es gab kein Weg daran vorbei. Also wurden alle zusammengerufen. Eine große Runde am Tisch und ein Leiter – der eben kein Leiter mehr war, sondern ein Mensch der vielleicht aufgeben muss und seinen Angestellten, die genauso seine Schützlingen sind, mitteilen, dass es nicht mehr weiter geht.

Es wurden alle Zahlen genannt. Die, die noch da sind und die, die man braucht. Schweigen – Entsetzten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten schon alle 180 % und es stand für jeden mehr als 80% des Urlaubs aus. Was sollen diese Mitarbeiter also noch mehr machen?!

 

Ganz klar, oder? Sie Fragen mich „ Hast du den keine Idee mehr?“ – „Doch – aber ihr seid alle ausgebrannt, wer soll das noch hinbekommen? Wir konnten kein Sommerfest machen, diese Einnahmen fehlen zusätzlich, die Öffentlichkeitsarbeit kommt zum Erliegen, weil wir voll mit Arbeit sind – wer will die neuen Projekte dann durchziehen? Also von A bis Z – nicht guten Willen zeigen und dann einschlafen lassen?“  Mein Team: „ Na – alle gemeinsam! Natürlich, machen wir das“. Natürlich ist das nicht „ganz klar“ bei dem bereits vorhandenen Arbeitspensum – aber wie schon des Öfteren erwähnt, haben wir hier das weltbeste Tierheim Team!

 

Das Konzept aus der Krise:
Eine große Tierrettungsfonds-Aktion wurde gestartet. Wir schafften es in 2 Monaten gemeinsam knapp 2000 € für den Rettungsfonds zu gewinnen. Somit konnten wir die medizinische Versorgung und den Unterhalt einiger Langzeit-Hunde (Bobby, Bantu… ) teilweise sichern. Liebe Paten, ihr leistet alle, egal ob mit 5 oder 50 Euro monatlich, eine großartige Hilfe! Ohne eure gemeinschaftliche Unterstützung wären wir leider schneller am Ende gewesen, als wir es ahnten. Ihr habt so vielen Tieren geholfen! Ehrlich!

Aktion: Mäusefänger gegen Kost und Logis – Zusammen mit dem Tierschutzverein wurde eine große Aktion für unsere verwilderten Bewohner gestartet. Über 30 Tiere fanden auf schönen Höfen ein neues Zuhause innerhalb von nur 2 Monaten.

Kalender 2015: Der Kalender wurde umgesetzt – und in Zusammenarbeit mit Veggiemaid, Beutschema, MP-Berufsbekleidung und vielen neuen Unterstützern konnten wir bereits über 1000 Kalender verkaufen.

Und dann dieses Lichterfest:

Wir haben sehr viel darauf gesetzt, es wurde geplant, getüftelt und organisiert. Ein Shuttle, ja oder nein. Was gibt es zu Essen, ohne ein Risiko einzugehen. Wie viel Leute kommen, wie wird das Wetter? All diese Fragen und Sorgen und Arbeit. Und dann war es so weit! Es ist ein Sonntag, es ist das 7. Lichterfest und es regnet in strömen… Na klasse…. Doch irgendwie war es für uns sogar toll, dass es regnete. Denn wir konnten spüren, wie sehr die Menschen mit ihrem Tierheim verbunden sind.. Denn ihr kamt alle! Trotz dieses miesen Wetters gab es über 1000 brennende Kerzen, 60 ehrenamtliche Helfer und unendlich viel Freude und Zuspruch.

 

Wir hatten alle alten Schulden somit ausgeglichen. Aber das Tierheim hat jeden Tag geöffnet. Und jeden Tag neue weitere Kosten. Und dann kam die Stadt Oldenburg. Aus einem Versprechen wurde eine Tat. Trotz aller Haushaltsprobleme der Stadt werden die Einsatzbereitschaft dieses Teams und der Rückenwind der Bevölkerung sehr stark anerkannt. Nach harten langen Verhandlungen setzte die Stadt in diesem Monat ein deutliches finanzielles Signal. Wir müssen kein weiteres Personal entlassen. Die Kuh ist vom Eis.

All diese Ereignisse lassen uns heute diesen Bericht schreiben.

Liebe Tierheimfreunde, liebe Tierheimtiereltern, liebe Spender, liebe Ehrenamtlichen! Wir haben dieses Jahr nicht nur dem Abgrund den Rücken zugekehrt – wir haben gleichzeitig Neues geschaffen! Wir haben dieses Jahr unser wunderschönes Kleintierhaus fertigstellen können, ein neues Katzenfreilaufgehege wird momentan gebaut, ein Mehrzweckgehege für Animal Hoarding-Fälle wird zurzeit gebaut und natürlich mein persönliches Baby „Dogsplace“ ist mitten in der Bauphase! Alles artgerecht, alles weit weg von einem Tierheim, wie es früher einmal war. Einige sind erbost, weil es mit Dogsplace nicht so schnell voran geht, seien Sie sich gewiss, es ist keine böse Absicht, aber mehr als 7 Tage können wir alle nicht arbeiten. Und manche Ereignisse zwingen uns in die Knie, wie Sie hier vielleicht gerade etwas erahnen können. Doch wir machen ja nebenbei weiter und geben uns nicht mit dem IST Zustand zufrieden. Dadurch kommen wir zwar manchmal in diese Täler, dadurch erleben aber unsere Schützlinge jeden Tag ein bisschen mehr Liebe. Unser Tierheim musste nicht ein Tier zurücklassen oder schlechter versorgen – weil wir alle gekämpft haben. Ich danke jedem einzelnem Unterstützer von Herzen dafür. Sei es Geld, ein neues Zuhause, einen Beitrag teilen, helfen… Es ist so toll und wir wären nichts ohne euren Glauben an uns! Das wissen wir zu schätzen.

Tja, so viele Zeilen, doch was hat das nun mit Zwiebeln in der Badewanne zu tun? Naja…

Manchmal sind es diese Hintergründe, die man nicht sieht. So wie den gesamten Vorstand des Tierschutzvereins Oldenburg. Was alles im Hintergrund abläuft, das bekommen Sie nicht mit. Das alles zu erklären wird zu lang. Aber unser Vorstand ist es, der uns als Mitarbeiter klar definiert hat. Der unseren Rücken gestärkt hat. In jeder Verhandlung, in jeder Sitzung wurde nie an uns gezweifelt!

Dieser Glaube, den ihr in mein Team und mich habt, dieses Auffangen, wenn ein Dominic einmal am Tisch sitzt und einfach nicht mehr weiter weiß, diese Bestärkung meiner Wege, das ist großartig. Ihr steht alle im Hintergrund, – aber voll mit in der Verantwortung – alles ehrenamtlich! – wofür macht ihr das eigentlich? Dieses ganze Risiko? Ich weiß es nicht – es gibt aber keinen besseren Vorstand, den wir uns wünschen können, keinen besseren Verein im Rücken. Ich danke Euch sehr, dass ihr mit mir gekämpft habt, dass ihr an uns glaubt und dass ihr uns immer und immer wieder sagt und sehr deutlich zeigt: Wir stehen an eurer Seite!  Ihr seid nicht allein!

DANKE Germaid Eilers Dörfler, Jürgen Fraatz, Rolf Neuschwander, Jasmin Karger und Uschi Holz. Das war Verständlichkeit!

Und dann stehe ich dort und das Lichterfest ist vorbei. Alle räumen spät abends den Laden noch auf, damit Montag einigermaßen der Betrieb weiter laufen kann – alle sind todmüde und durchnässt. Auf einmal ruft jemand: „Da sind noch Zwiebeln in der Badewanne! Ich glaub vom Champignonstand… Und alles voller Fett!!!“ Benny steht mit Zwiebelringen in der Hand vor mir! Darauf hin stelle ich die Frage laut zurück: „Was hat das hier eigentlich alles noch mit einem Tierheim zu tun?“ …und alle lachen laut los. Ein ganzes Tierheim Team am Abend. Und allen wird klar: Wir wissen es auch nicht, aber es funktioniert.

 

Wir konnten von Tara bis Schmitti, von Oskar bis Bantu… unser Möglichstes tun. Von Insgesamt 1300 Namen mussten wir keinen zurücklassen. Egal ob ihre Spende, ein Vorstand, ein Helfer, ein Tierheim Team oder eben die Zwiebeln in der Badewanne geholfen haben: Wir haben es mit allen Mitteln gemeinsam  geschafft – Ich wünsch Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in neue Jahr –  Sie haben uns und unseren Schützlingen einen großen Dienst erfüllt! Danke.

 

Tierheim Oldenburg – du alte Lady. Ich freue mich auf 2015 – na komm schon ;-) 

Dein  Dominic Tombergs

Bild zur Meldung „Da sind noch Zwiebeln in der Badewanne!“

 

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