Hallo ihr lieben Menschen.
Ich heiße Siegfried und bin eine 1-2 Jahre alte Farbratte. Zusammen mit meinen vier Freunden Herbert, Klaus, Rüdiger und Dieter wohne ich seit Kurzem im Tierheim Oldenburg. Warum wir hier gelandet sind, ist eine etwas längere Geschichte. Wenn ihr ein bisschen Zeit habt, kann ich sie euch erzählen.
Geboren wurde ich in einem großen Haus mit vielen Geschwistern – wie das eben so ist mit Ratten. Unsere Halterin hat sich nach bestem Gewissen und Wissen um uns Kleinfamilie gekümmert. Wir haben lustig buntes Futter bekommen und konnten im ganzen Haus frei herumlaufen. Meine Rattenmama hat sich schön um uns gekümmert und wir sind mit vielen Verwandten groß geworden. Onkels, Tanten, Neffen, Nichten, Großeltern, Cousinen, Großcousinen, Cousinen zweiten und dritten Grades und so weiter und so fort. Immer war jemand da zu raufen und fangen spielen über die Sofalehne, zum Verstecken hinterm Regal und eines Tages hat Dieter sogar ein Loch in der Wand entdeckt – und da tat sich die Welt der Zwischenwände für uns auf! Wir fanden das alles ganz toll! So viel Platz, so viel Dinge zu entdecken, es wurde nie langweilig. Allerdings gab es schon so ein paar Dinge, die natürlich nicht so toll waren … das weiß ich jedenfalls jetzt, wo ich hier in einer sauberen Voliere mit frischem Heu, klarem Wasser und gutem Rattenfutter sitze.
Also, irgendwann hatten wir alle völlig den Überblick verloren, wer mit wem verwandt war und wie oft wer eigentlich schon Mutter oder Vater geworden war und bei ca. 1500 Ratten in einem Haus kann man ja sowas schonmal aus den Augen verlieren. Ja, ihr lest ganz richtig. Leider ist einfach alles völlig aus dem Ruder gelaufen. Natürlich ist bei so vielen Tieren auch die medizinische Versorgung ziemlich unmöglich, und die für uns Ratten typischen Erkrankungen gingen um: Abszesse, Tumoren, Atemwegserkrankungen und Parasiten waren allgegenwärtig. Unsere Halterin wusste sich einfach nicht mehr zu helfen, obwohl sie uns alle ganz furchtbar lieb hatte. Doch die Umstände waren einfach nicht mehr haltbar und so hat das Veterinäramt eingegriffen. Es war klar, dass wir alle nicht da bleiben konnten und der tolle Verein Rattenhilfe Nordwest hat sich sofort gekümmert und angefangen, uns aus dem Haus zu sammeln. Natürlich haben wir uns versteckt und wollten gar nicht so gerne mit – aber besonders Herbert fand das alles auch irgendwie ganz interessant und hat sich von den Helfern streicheln lassen. So haben wir dabei zugeguckt, wie Box um Box mit unseren Verwandten das Haus verlassen haben. Wirklich viele Ehrenamtliche, Vereine und Tierheime haben geholfen und einen Teil meiner Familie aufgenommen. Und so sind meine vier Freunde Rüdiger, Herbert, Dieter und Klaus mit mir im Tierheim Oldenburg gelandet.
Der Umzug, die Fahrt, die Umstellung hier in der Voliere zu leben war natürlich ganz schön stressig. Zwar freuten wir uns tierisch über das Futter (mit köstlichen Mehlwürmern als kleiner Willkommenssnack, so lecker!), das knisternde Heu und die vielen tollen Klettermöglichkeiten – aber wir waren alle richtig aufgeregt und durcheinander. Weil Herbert am meisten von der ganzen Prozedur mitgenommen war, eine tüchtige Erkältung hat und sehr geschwächt ist, haben wir ihn über Nacht tüchtig geärgert. Ich weiß ja, Mobbing ist doof, aber irgendwie sind da bei allen die Sicherungen durchgebrannt nach so viel Trubel. Herbert wurde dann erstmal aus unserer Voliere genommen und einzeln gesetzt, damit er sich ganz in Ruhe von seiner Schwäche erholen kann. Im Moment schläft er ganz, ganz viel und ruht sich aus. Wir vier wohnen weiter bei uns in der Voliere. Hier wird jeden Tag sauber gemacht, zwischendurch bekommen wir einen kleinen Snack zugesteckt und wirklich neugierig. Besonders Rüdiger und ich sind schon wieder ziemlich gut gestellt und gucken uns alles genau an. Wir sind auch handzahm und nehmen kleine Leckerlies aus der Hand. Die anderen beiden, Dieter und Klaus, sind da noch ein wenig schüchterner, aber mit etwas Geduld und Süßigkeiten wird man die Zwei auch überzeugen können!
Wenn wir ganz fit und gesund sind, wünschen wir uns natürlich ein tolles Zuhause!
Meldet euch doch gerne mal bei unseren Pflegern, die beraten euch ausführlich und dann können wir uns hoffentlich bald kennen lernen!
Euer Siegfried mit Rüdiger, Klaus, Dieter und Herbert
