Hallo liebe Tierheimmenschen,
ich bin Everglade, ein ca. 5-6 Jahre alte Katzendame. Mein Leben bis jetzt war sehr, sehr trubelig. Mit einigen anderen Katzen wurde ich nämlich beschlagnahmt, weil unsere Besitzerin sich nicht um uns gekümmert hat. Zwischen Stapeln aus Müll haben die Tierpflegerinnen uns gesucht, in Boxen gesetzt und ins Tierheim gebracht. Das war alles so aufregend! Im ersten Moment wusste ich ja gar nicht, dass uns etwas Gutes passiert. Ich dachte, da kommen einfach fremde Menschen in meine Welt und wollen mich mitnehmen – wie schrecklich. Deshalb hatte ich tüchtig Angst und habe mich in der Box ganz klein gemacht. Ich atmete laut, mein Herz schlug so heftig, dass es mir fast weh tat. Das haben die Tierpflegerinnen wohl gemerkt, denn schon am nächsten Tag ging es für mich in die Praxis. Ich wurde ganz vorsichtig untersucht, mein Blutdruck gemessen, ein Röntgenbild gemacht, Blut genommen, und dann ging es zurück ins Tierheim.
Ich bekam Medikamente, leckeres Essen, zog mit meinen Katzenfreunden ins Katzenhaus um. Nach und nach haben meine Freunde alle ein neues Zuhause gefunden und sind zu ihren Familien gezogen. Ich bin nun noch als Einzige übrig. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich meine Handvoll medizinischer Wehwehchen habe. Und dass ich immer noch so zurückhaltend bin. Wenn jemand hereinkommt, dann laufe ich nicht sofort hin, um Hallo zu sagen. Ich bleibe lieber in meinem Versteck und beobachte, was passiert. Alles ist neu für mich, alles finde ich erstmal unheimlich, denn meine Welt war ja die Wohnung, aus der wir beschlagnahmt wurden.
Mittlerweile wohne ich zusammen mit Giorgio in einem Zimmerchen, abseits des Vermittlungstrubels, wo wir unsere Ruhe haben. Das tut mir sehr gut, denn Geräusche und Bewegungen stressen mich immer noch. Allerdings lasse ich es zu, dass meine Tierpflegerinnen mich streicheln. Anfangs fand ich das gruselig, aber dann habe ich gemerkt, wie schön das ist. Ich traue mich immer noch nicht, von selbst zu kommen, aber ich lasse mich sehr gern tüchtig durchkuscheln.
Ich hatte einen weiteren Termin bei der Tierärztin zur Kontrolle meiner Werte, und alles in allem ist alles besser geworden. Ich bekomme immer noch Medikamente für meine Lunge, und das Atemgeräusch werde ich mein Leben lang haben – aber es ist nicht schlimm. Ein paar Zähnchen wurden mir gezogen, weil ich endlich stabil genug war, um in Narkose gelegt zu werden, aber sonst bin ich wieder fit.
Was mir zu meinem Glück nun nur noch fehlt, ist ein Zuhause. Ich wünsche es mir so sehr, auch, wenn ich das nicht so zeigen kann und mich lieber verstecke. Aber nachts träume ich davon, auf dem Sofa zu liegen, oder auf der Fensterbank im Sonnenschein. Und davon, von meinen Menschen gestreichelt zu werden.
Gibt es da jemanden, der mir diesen Traum erfüllen kann? Meldet euch doch mal.
Eure Everglade

