Monika und die Mäusefänger

… hallo. Ich bin Monika. Und eigentlich mag ich gar nichts erzählen. Aber die Tierpfleger hier sagen, je eher ich mich überwinden kann, etwas zu sagen, umso größer ist die Chance, dass ich ganz schnell ausziehen kann. Und das ist es, was ich will. Ganz. Schnell. Ausziehen.

Also, hier bin ich nun … und suche nach den richtigen Worten. Es fällt mir außerordentlich schwer, nicht direkt fauchend wieder wegzurennen … mich zu verstecken … und mich an einen meiner Freunde hier zu kuscheln. Köppi zum Beispiel. Sie findet euch Menschen nämlich auch ganz schön unheimlich. Aber vielleicht erstmal zurück zum Anfang.

Ich habe Zeit meines Lebens (geschätzte vier Jahre) im schönen Ammerland gelebt. Als kleine Streunerin konnte ich gehen, wohin ich wollte. Niemand hat sich gekümmert, ob ich da war oder nicht. Meistens war ich auf Bauernhöfen oder anderen großen Grundstücken unterwegs, wo es viele Versteckmöglichkeiten gab. In Stroh und Heu habe ich geschlafen und mich von Mäusen ernährt, die blöd genug waren, mir über den Weg zu laufen. Mein Leben war schön. Keiner wollte was von mir, ich war frei.

Und eines Tages stand da auf einmal so ein Ding. So ein längliches Etwas aus Gitter, mit einer Öffnung, und am anderen Ende war etwas zu Essen. Und das hat sooo gut gerochen, so etwas habe ich vorher nur aus den Fenstern von euren Menschenhäusern erschnuppern können. Ich freute mich sehr über diese köstliche Mahlzeit und krabbelte in diese Gitterbox hinein. Doch bevor ich den ersten Bissen nehmen konnte, machte es KLAPP – und die Öffnung war zu! Ich war gefangen! Empört und auch ein bisschen ängstlich zeterte ich herum, in der Hoffnung, ich würde irgendwie wieder rauskommen. Aber das Einzige, was passierte, war, dass ein Mensch herankam. Ein Mensch! Sonst hatte sich mir nie einer genähert, und nun legte dieser Zweibeiner eine Decke über meinen Käfig und trug mich darin durch die Gegend. Ich wurde abgestellt, hörte Türen und dann einen Motor. Was passierte hier nur? Nach einer Weile ging der Motor wieder aus, Türen gingen erneut und ich konnte Wasser und ganz viele Tiere auf einmal riechen. Als die Decke kurz verrutschte, konnte ich sehen, dass ich an einem ganz anderen, unbekannten Ort war. Heute weiß ich natürlich, dass es das Tierheim ist.

Ich wurde in die sogenannte Quarantäne gebracht, wo ich mich niemals aus meiner Versteckbox bewegt hab, höchstens zum Pipi machen und Essen – abends, wenn keiner mehr im Tierheim war. Eine weitere Fahrt endete mit Leuten in weißen Kitteln, einem Piks und einem Schlaf, obwohl ich gar nicht müde war. Und dann war ich wieder im Tierheim. Ich wurde ins Katzenhaus gebracht, wo ich in einem Zimmer abgesetzt wurde (in meiner Box, versteht sich. Keiner durfte mich anfassen!). Dort sprang ich aus der Box und suchte direkt nach einem Ausgang, einem Loch, einer Lücke im Gitter. Aber nein. Erst dann merkte ich, dass ich nicht alleine war. Da war Köppi, hockte mit großen Augen in einem Versteck. Sparkle und Cosmin kuschelten sich aneinander in einem anderen Versteck. Köppi erklärte mir, dass in diesem Zimmer nur „Mäusefänger“ wohnen. So nennen die Tierpfleger uns scheue Katzen, die nie Kontakt mit Menschen hatten und als Streuner durch die Landschaft gezogen sind, bis wir einen schönen Hof gefunden haben.

Und auf so einen schönen Hof möchte ich wirklich sehr gerne wieder ausziehen. Ganz schnell. Denn das Tierheim, so nett sie uns hier auch mit Essen versorgen, ist einfach zu viel Stress. Am liebsten möchte ich mit einem meiner Mäusefängerfreunde ausziehen, oder zu einer Katze, die schon da ist. Wir Mäusefänger ziehen gegen Kost und Logis aus. Wir sind gechipt, entwurmt und entfloht, kastriert und können Mäuse fangen wie sonst niemand! Ich würde mich doll freuen, wenn sich bald jemand meldet, der mir und meinen Freunden unseren großen Wunsch erfüllt.

Eure Monika und alle Mäusefänger des Tierheims Oldenburg

Bild zur Meldung Monika und die Mäusefänger

 

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