…und Mila einen Brief schreiben.

Der Wind steht gut, aber es ist warm und der Aschenbecher vor mit quillt über… 

Ein kleines leises zögerliches, aber bestimmtes „So“ – ich klammer mich beim Aufstehen ein letztes mal an die Lehne. Ein kurzes Innehalten, ein Blick vom Stuhl nach links auf den Boden. Es ist total egal, ob man jetzt wirklich mutig ist, oder nur so tut als ob, denke ich und schiebe den Stuhl knarzend zurück und gehe über das Tierheimgelände.

Alle sind gefüttert. Alles ist so friedlich, so ruhig. Während ich die Anlage durchquere, meine Spuren im frisch geharkten Rindenmulch hinterlasse, nähere ich mich Dogsplace. Du liegst dort draußen auf den Steinen. Tankst ein wenig Sonne und dein Bauch sieht ganz danach aus, als dass dir heute schon viele aus dem Team tschüss gesagt haben.😉Und genau das sei dir gegönnt, ein völliger Overload an Menschen, die sich von dir verabschiedet haben. Du quälst dich hoch, lehnst dich wie immer an mein Bein, drückst deinen Kopf in den Oberschenkel und sinkst zu gleich daran herab. Ich verstehe es als Einladung mich zu dir zu legen. 

Auf deinem Brustkorb hebt mein Kopf mit deinem Atem langsam auf und ab. Ist das verdammt krass schön hier. Du hast nicht die leiseste Ahnung, dass dies deine letzte Nacht hier sein wird. Bei mir, in deinem Tierheim, in deinem Dogsplace, bei deinem Team, in deinem Rudel.

Es waren drei Jahre hier. Jahre in denen ich mich allzu oft aufraffen musste und der einzige Grund dazu darin bestand, die Welt zu ändern. Zumindest die eigene…. 

Drei Jahre mit dir: rennen und marschieren, schlendern und verlieren, im Kreis drehen und Haken schlagen, Kurven kratzen, Schatten jagen. Ach Mila, war das ein langer harter Weg. 

Und diese gottlose Suche nach dem Unbekannten..

Mein Werkzeugkoffer mit der Arbeit bei dir war schon lange leer. Nach einem ständigen sich in Frage stellen, Pause gönnen, grübeln und dich nicht aufgeben wollen, soll es später tatsächlich so sein.

 

Ich bin dank dir nicht mehr der Dominic von vor drei Jahren. Du bist nicht mehr die Mila von vor drei Jahren. Dank Menschen wie Mike, Maike, Anne, Simon, Anneke, Karima und allen anderen, die die Zeit fanden, um mit dir ein neues Leben zu gestalten. Den Tierretterpaten, die dir ein Zuhause schenkten und uns die Zeit, den Glauben nicht zu verlieren. 

 

 Du bist ruhig und müde. Ich bin es auch. Von vielem hier.

 

Ich werde morgen nicht dabei sein können, wenn du uns verlässt. Wir verlassen diese Gleise schon heute. 

Also schreibe ich erneut, um mich immer wieder an jetzt zu erinnern…

Meine Welt heute Abend in 13 Worten:

Ich habe ein Kind großzuziehen, ein Tierheim zu retten und dir einen Brief zu schreiben.

Ey Mila, pack deine Sachen. Aber nur die, die dir wichtig sind und lass alles andere gerne hier zurück. 

Dein Körbchen, deine Leinen, dein Geschirr, die Narben, die verzweifelte Hoffnung… lass sie einfach hier.

Du gabst mir Benzin und warst der Funke, um heute mal wieder mehr für etwas zu brennen als je zuvor. Mal wieder bereit sein sich zu ändern. Sich in Frage zu stellen.

Als ich hörte, dass du Interessenten hast, war ich der absolute Pessimist. Bis ich euch Drei das erste mal auf dem Parkplatz sah.

Ich habe soviel gezweifelt und nun ist es endlich klar: Alles, alles, wirklich alles ist gut, wenn du diese Tür verlässt. Für immer verlässt.

Viel Spaß am anderem Ende dieser kleinen Welt. Da wo du hingehörst. 


Liebe Trümmertruppe, sagt tschüss zu unserem längsten Mitglied. Das ist so surreal. Und so so richtig. 

 

In Liebe 

Dein Dominic  


Von meinem iPhone gesendet

Bild zur Meldung ...und Mila einen Brief schreiben.Bild zur Meldung ...und Mila einen Brief schreiben.Bild zur Meldung ...und Mila einen Brief schreiben.

 

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