Tierretterwochen – Heute: Paula


Die ganze Woche hab ich schon gedrängelt….sooo gerne wollte
ich euch meine Geschichte erzählen!

 Also…Es war einmal eine klitzekleine getigerte Katze, die
hatte ein wuuunderschönes Zuhause. Hier lebte sie ein paar Jahre glücklich und
zufrieden in ihrer Familie. Doch plötzlich passierte etwas Furchtbares. Ihre
Familie wollte sie einfach nicht mehr haben und verschenke sie an irgendwelche
bösen Menschen. Diese bösen Leute behielten die, mittlerweile nicht mehr so
kleine Katze auch eine Zeit lang, doch auch sie wurden ihr überdrüssig und
setzten sie einfach aus. Von da an fand sie nie wieder ein richtiges Zuhause.

 Das hab ich schön geschrieben oder? Jetzt könnte meine
Geschichte schon zu Ende sein – ist sie aber noch lange nicht.

 Die kleine Katze (falls ihr es noch nicht bemerkt habt) bin
natürlich ich. Paula.

Nachdem ich zum zweiten Mal mein Zuhause verlor, war ich
ganz schön entmutigt. Wo sollte ich nun hin? Ganz ohne Menschen wusste ich
nicht wie ich zurecht kommen sollte. Ich lief planlos in der Gegend umher. Sie
hatten mich einfach in eine andere Stadt gebracht…

Ich kam auf ein großes Gelände mit vielen Häusern darauf.
Hier liefen Leute mit weißen Kitteln herum und ganz viele Menschen spazierten
einfach so durch die Gegend. Ich versuchte, in eines der Häuser zu gehen und um
Hilfe zu bitten, doch ich flog in hohem Bogen wieder heraus.

Ich war so traurig. Was sollte ich bloß machen? Unter einer
großen Tanne rollte ich mich ein und schlief.

Am nächsten Morgen wurde ich von einer Dame geweckt. Sie
hatte auch einen weißen Kittel an und sie gab mir ein Schälchen mit Futter. Ich
war sehr glücklich. Endlich war jemand nett zu mir! Ich fragte die Frau gleich,
ob ich jetzt bei ihr wohnen dürfte, doch sie erklärte mir, dass das nicht
ginge, weil sie schon eine eigene Katze hätte. Sie wäre aber bereit, mir
regelmäßig Futter zu geben und sie sagte mir, dass ich ruhig auf dem Gelände
der Klinik bleiben dürfe.

So so, auf einem Klinikgelände war ich also gelandet. Das
erklärte auch, weshalb ich nicht ins Haus durfte. Ich dachte nach. Wenn ich
einfach draußen leben würde und sichergestellt war, dass ich regelmäßig Futter
bekommen würde, wäre das vielleicht gar nicht so ein schlechtes Leben. Es konnte
mich wenigstens niemand mehr aussetzen….

Ich willigte ein. Die Frau brachte mir Futter und im
Gegenzug sollte ich mich um die Patienten im Park kümmern. Ein bisschen
schmusen, schnurren Animation und so – eben alles was eine Katze für das
menschliche Seelenwohl veranstalten kann. Das war ja eine leichte Übung für
eine Katze wie mich und so wurde ich die beste Freundin für viele Patienten,
die manchmal für einen sehr langen Zeitraum in der Klinik leben mussten.

Einige Jahre ging es mir blendend. Ich war vollzeitig als Therapeutin
berufstätig, erntete Anerkennung für meinen Job und war allseits beliebt, als
sich plötzlich etwas veränderte.  

Mein Auge hatte mir schon immer ein wenig Probleme bereitet.
Es juckte ab und an mal, aber daran hatte ich mich längst gewöhnt.

Doch plötzlich wurde das Brennen immer schlimmer.
Mittlerweile konnte ich auf meinem rechten Auge gar nichts mehr sehen und
öffnen konnte ich es auch nicht mehr.

Meine Futterfrau und ich beratschlagten uns, was zu tun war.
Sie sagte, sie würde sich um Hilfe kümmern.

 Die Hilfe bestand darin, dass man mich einpackte und ins
Tierheim brachte. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Einen alten Baum
verpflanzt man nicht und was sollten die armen Patienten nun ohne ihre
Therapeutin machen?

Ich wehrte mich mit Krallen und Zähnen und weil ich so eine
große Katze bin, dachten alle, dass ich ein gemeingefährlicher  Kater sei. Keiner ahnte, dass ich eigentlich
eine liebe Paula bin. Als ich mich ein bisschen beruhigt hatte, schauten mir
die Tierpfleger in die Ohren und fanden eine Tätowierung. Sie riefen auch meine
ersten Besitzer an, doch die wollten mich um keinen Preis wiederhaben.

Wieder einmal hieß es, alleine durchbeißen.

Die Tierheimleute stellten sich als ganz nett heraus, vor
allem dem Tierarzt bin ich sehr dankbar. Er hat mir nämlich mit meinem
Augenproblem geholfen. Nachdem ein paar Tage Augensalbe nicht geholfen hatte
(mein Auge musste unter dem ganzen eitrigen Schnotter erstmal wieder sichtbar
werden), untersuchte er  mich ganz genau.
Er stellte fest, dass sich mein Lid nach innen rollt, die Wimpern meine
Hornhaut zerkratzen und ich operiert werden müsse. Eine Operation? Damit hatte
ich nun gar nicht gerechnet.

Andererseits machte eine Lidstraffung in meinem Alter auch
ein bisschen was her oder? Ich war entzückt. So schön hatte sich noch nie
jemand um mich gekümmert.

 Ich wurde also in die Schönheitsklinik gefahren (war nur die
Tierarztpraxis, aber psst…). Der Tierarzt und ich besprachen, wie ich mir das
Endergebnis vorstellen würde, er versicherte mir, dass in meinem Fall noch
nicht die Zeit für eine Bauchdeckenstraffung gekommen sei und los ging‘s.

 Aufgewacht bin ich wieder im Tierheim…Und Leute, ich konnte
es nicht erwarten in den Spiegel zu schauen. Wie würde ich wohl aussehen –
vermutlich so wunderschön, jung und frisch wie einst vor meiner Klinikzeit…

Nach 10 Tagen wurde mir der Kragen abgenommen, die Fäden
gezogen und ich durfte in den Spiegel sehen…Und wie erwartet: Ich war
wunderschön!!!

Mein Augenaufschlag glich einem flatternden Schmetterling
…nichts kratze und brannte mehr!!!

 Ich war so glücklich. Meine Laune wurde immer besser.

Im Tierheim fühle ich mich mittlerweile richtig wohl. Es ist
nur so, dass meine Knochen mir mittlerweile ein bisschen Probleme bereiten,
wahrscheinlich, weil ich so lange draußen in der Kälte gelebt habe…aber darum
wollen sich meine Freunde, die Tierpfleger, als nächstes kümmern – mir kann
also nichts mehr passieren.

Weil ihr euch jetzt meine ganze lange Geschichte
durchgelesen habt, will ich euch nicht vorenthalten, wem ich das Gute Ende
dieser zu verdanken habe. Wenn es das Tierheim und die Menschen, die für solche
speziellen Operationen spenden, nicht geben würde, wüsste ich nicht, was ich
hätte tun sollen. Bis zu einem bestimmten Punkt, kann man sich als Tier selber
helfen, aber manchmal braucht man einfach Unterstützung. Und die habe ich
glücklicherweise bekommen.

Danke dafür!

Eure Paula


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