Alleine, verlassen und verängstigt. Vom Pechvogel zum Glückskeks.

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Ein kleines Tagebuch und ein Vermittlungsaufruf.

Im Schatten eines Vororts von Oldenburg, verborgen hinter Gerümpel eines Firmengeländes, fand ich, Keks, lange mein Zuhause. Ein Leben auf der Straße sozusagen, ganz auf mich gestellt. Nicht in irgendeinem Land oder Ort, von dem man nichts anderes gewöhnt wäre. Nein, hier, direkt vor eurer Tür, mitten im Ammerland.

Die Anwohner erzählten Geschichten über mich. Seit Monaten schauten sie heimlich durch ihre Fenster nach mir, denn sobald ich jemanden sah, lief ich davon. Sie rätselten, ob ich den Winter so überleben könne und was man tun sollte, um mir zu helfen… denn meine Familie war weggezogen und ließ mich zurück.

Als sie mich verließen, erlosch auch mein letzter Funke Glaube und Vertrauen an den Menschen. Mir blieb zu der Zeit nicht viel, eigentlich nichts, außer einem Dasein, geprägt von Einsamkeit und Misstrauen.

Die Mitarbeiter der Firma meines einstigen Unterschlupfs, versuchten mir aus der Ferne Nahrung und Schutz zu bieten. Doch selbst deren gut gemeinte Gesten mochte ich nicht annehmen; zu tief saß die Angst, erneut verlassen zu werden. Mein Herz war ein Labyrinth aus Skepsis und verlorener Hoffnung, durch das niemand zu mir durchdringen konnte. Doch dann, eines Tages, änderte sich alles. Dennis trat in mein Leben. Das Team des Tierheims kam mit dem ehrenamtlichen Helfer Dennis und einer Mischung aus Neugier und einer sanften Entschlossenheit, die ich so noch nie gespürt hatte.

Dennis, bewaffnet mit nichts als Keksen und einer unerschütterlichen Geduld, besuchte mich zweimal täglich. Jeden Tag, seit er das erste Mal vor mir stand.

Seine Anwesenheit war für mich eine stetige Mischung aus Angst, wieder falsch zu liegen im Punkt Vertrauen und der Gewissheit, dass ich es hier nicht mehr lange alleine schaffe….

Die ersten Tage waren geprägt von Distanz. Doch Dennis gab nicht auf. Mit jedem Besuch, jedem vorsichtig hingelegten Keks, fühlte ich, wie das Eis in meinem Herzen langsam zu schmelzen begann.

Am vierten Tag wagte ich mich bis auf einen Meter an ihn heran – ein kleiner Schritt für mich, ein riesiger für unsere wachsende Verbindung. Denn Dennis zeigte Beständigkeit. Jeden Tag, morgens und abends.

Nach acht Tagen, sechzehn Besuchen, nahm ich das erste Mal Futter aus seiner Hand. Und ehrlich gesagt, wartete ich jeden Tag voller Sehnsucht auf meinen Dennis.
Doch gleichzeitig war da diese Angst… kommt er vielleicht auch nicht wieder? So wie meine Familie damals. Ich wartete noch so lange auf ihre Stimme oder schreckte auf, wenn ich ein Auto hörte, das so ähnlich klang, ich konnte es einfach nicht glauben.

Als Dennis Tag für Tag vor mir stand, fühle es sich an, wie ein Blick in den Spiegel. Ich sah mich und einen Menschen, der mir nichts Böses will, sondern helfen, denn ich war ganz allein.

Jedes Mal, wenn ich kam und einen Keks nahm, durfte Dennis mich etwas mehr berühren oder auch immer mal wieder streicheln.

Am dreizehnten Tag konnte ich nicht mehr anders: ich ließ alle Vorsicht fallen und rannte einfach nur freudig auf ihn zu. Ich wollte gar keinen Keks, ich wollte auch nicht mehr dieses vorsichtige Annähern, als wären wir irgendwelche komischen Aliens in Slow Motion. Ich wollte wieder lieben und vertrauen dürfen. Und mal unter uns Freunde, ich weiß ja nicht, ob schon mal bei euch jemand zwei Wochen lang, Tag und Nacht, bei Wind und Wetter unter dem Balkon saß und um eure Hand anhielt. Ich war mir sicher, dass er es ernst meint und nichts Böses will.
Am fünfzehnten Tag akzeptierte ich ein Halsband und ein Geschirr, Symbole meiner Bereitschaft, mich auf dieses neue Leben einzulassen. Dennis nahm mich mit zu sich nach Hause, ein Ort voller neuer Gerüche, Geräusche und Eindrücke. Alles war überwältigend, doch in seiner Wohnung fand ich einen Ort zum Spielen und sogar zum Albernsein.

Am neunzehnten Tag zog ich erstmalig in eine Dogsplace-Hütte im Tierheim um, doch die Nächte verbrachte ich weiterhin bei Dennis. Das Tierheim wurde zu meinem Tagebuch, ein Ort, an dem ich lernte, die Welt mit neuen Augen zu sehen.

Am zweiundzwanzigsten Tag traf mich eine Welle der Panik. Dennis verließ abends die Wohnung und ich blieb alleine zurück. Die Erinnerungen an mein früheres Leben, die Angst vor dem Unbekannten, all das kam über mich wie ein Sturm. Ich nahm sein ganzes Badezimmer auseinander und verwüstete es… Nicht weil ich böse war, ich hatte Angst, ihn zu verlieren. Im Tierheim hatte ich diese Ängste, warum auch immer, nicht. All die netten Menschen, die mich einfach ließen, die Aufmerksamkeit und die Rückzugsmöglichkeiten, es war ein besserer Ort, als ich dachte.

Inzwischen gehe ich freudig mit vielen Tierheimmitarbeitern spazieren, ich bin albern, freue mich auf meine Menschen und ja.. ich bin nun ein Hund mit einer wirklich seltenen und langen Geschichte, der schnell ein Zuhause sucht um das Happy End perfekt zu machen.
Auch wenn ich leider nicht für immer bei Dennis wohnen kann, hat er mir versprochen, mir hier treu zu bleiben (was er auch tut, das weiß ich) und mir helfen wird, ein neues Zuhause zu finden und Interessenten gerne behilflich ist, den etwas anderen Hund kennen- und verstehen zu lernen. Ich will heute Dennis danke sagen für alles, was er für mich getan hat, und das kostete wirklich wirklich wirklich viel Mühe, Geduld, Liebe und Verständnis und es war sehr selbstlos.

Und nun bin ich stark genug, dank Dennis, nach dort draußen zu fragen: Willst du mich vielleicht kennenlernen? Dann freut Dennis sich bestimmt auch ‘nen Keks!

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