Malischka und ihre soziale Energie

Ich heiße Malischka und bin schon ganze 16 Jahre alt. Könnt ihr euch das vorstellen? Leider mussten meine Besitzer sich von mir trennen, da in der neuen Wohnung keine Haustierhaltung erlaubt war. Ist das zu fassen? Da muss ich also wirklich auf meine alten Tage noch ins Tierheim. Eigentlich wollte ich das ja nicht erleben …

Aber als ich hier angekommen bin, habe ich recht schnell feststellen können, dass es gar nicht so schlimm ist, wie ich dachte. Alle Tierpfleger kümmern sich lieb und heute durfte ich sogar in mein eigenes Prinzessinnenzimmer einziehen! Das ist vielleicht was Feines, kann ich euch sagen!

Ich hatte nämlich im großen Zimmer, in dem ich wohnte, ganz schön Stress. So viele andere Katzen waren einfach zu viel für mich. Nie konnte ich in Ruhe mir einen gemütlichen Platz aussuchen, weil irgendwer anders ihn lieber haben wollte. Immer gab es Gemecker ums Essen, ich wurde von meinem Napf vertrieben, wenn ich nicht schnell genug war – und vor lauter Aufregung hatte ich sowieso keinen Appetit.

Außerdem ist Stress so ziemlich das Schlimmste, was mir passieren kann. Ich habe nämlich Bluthochdruck, das hat der Tierarzt bei seiner Untersuchung festgestellt. Dafür, oder vielmehr dagegen gibt es Medikamente, die ich nun jeden Tag nehme, und damit kann ich ganz gut leben. Weil Bluthochdruck zu Augenproblemen und sogar Blindheit führen kann, war ich sogar extra beim Augenspezialisten! Das war ganz schön aufregend, aber ich war ja mit meinen Tierpflegern da und der Arzt war auch ganz nett. Was für ulkige Geräte er hatte, um mein Auge zu betrachten! Jedenfalls kam er zu einem ganz guten Ergebnis, ich kann noch super gucken und auch sonst gibt es nur kleine Reste alter Ödeme in meinen Augen, die gar nicht so dramatisch sind. Und ich hab ja meine tollen Medis! Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass ich mich nicht unnötig aufrege. Das ist einfach schlecht fürs Herz.

 

Deshalb habe ich also mein eigenes Zimmer bekommen, wo ich den ganzen Tag meine Ruhe habe. Ich glaube, bei Menschen heißt das „introvertiert sein“. Das bin ich bestimmt auch. Ich mag gern allein sein, ich mag gern auf meinem kuschligen Platz liegen, schön in die weiche Decke gemummelt, und vor mich hin dösen. Ich mag einfach gern beobachten, was so um mich herum passiert, und muss gar nicht mittendrin sein. Und zwischendurch genieße ich es auch sehr, zu kuscheln und gestreichelt zu werden. Manchmal erzähle ich dann auch ein bisschen. Und wenn meine soziale Batterie dann leergelaufen ist, wackele ich mit meinen alten Beinchen zurück in mein Bett und tanke bei einem Nickerchen oder ein paar leckeren Snacks wieder Energie.

 

Ihr seht, ich bin also ein ganz entspannter und unkomplizierter Zeitgenosse. Ich wünsche mir einfach, dass ich meine letzte Zeit auf dieser Erde nicht im Tierheim wohnen muss, sondern noch ein Mal ein schönes Zuhause finde. Bei Menschen, die mir die Zeit geben, die ich brauche, und mich ganz doll liebhaben. Das wäre so wunderbar.

Gibt es da draußen wohl jemanden, der so einer ruhebedürftigen alten Dame wie mir ein Zuhause schenken mag? Dann können wir zusammen in unseren weichen Decken muckeln und gemeinsam allein sein, wenn wir Energie tanken müssen. Das wäre doch toll.

 

Bis hoffentlich ganz bald,

eure Malischka