Hermines Geschichte

Schuhu, huhu, ich bin die Hermine.

Wie mein Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei meiner Wenigkeit um eine Eule. Eine Schleiereule, um genau zu sein und man sagt mir nach, ich sei ganz besonders wunderschön anzusehen, weil meine Gefiedermusterung richtig spektakulär ist! Beinah wäre es aber um mich außerordentliche Schönheit geschehen gewesen und warum, das will ich euch jetzt mal erzählen:

Ich hatte nach langen Jahren meine Briefeulen-Tätigkeit aufgegeben, mich von meinen Kollegen und alten Freunden losgesagt und wollte noch ein bisschen die Welt sehen, meinen Ruhestand genießen. Ich zog also in der Dämmerung der Tage durch die Lande, um einen perfekten Alterswohnsitz zu finden, lernte viele neue Freunde und die norddeutsche Eulenküche kennen (gewöhnungsbedürftig für euch Menschen, zugegeben, denn meine Leibspeise sind kleine Mäuse …) und fand schließlich eines lauen Herbsttages einen alten Dachboden. Ich schlüpfte durch ein offenes Fenster hinein und suchte mir einen schönen, schon fast ganz morschen Balken als Schlafplatz auf. Weil ich ziemlich erschöpft von meinem Flug war, schlief ich auch ziemlich bald ein.  Mir war, als könne ich im Traum Schritte hören und ein quietschendes Geräusch, aber vielleicht war es auch nur Teil meines Traumes, ich bin mir nicht sicher. Als ich am nächsten Abend erwachte und wieder losziehen wollte, nahm ich Anlauf von meinem Balkon, breitete die Flügel aus und – Zack! Zu spät hatte ich gesehen, dass jemand während meines Dornröschenschlafes das Fenster geschlossen hatte. Ganz benommen von meinem Zusammenstoß mit dem Glas torkelte ich über den Dachboden, um eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Aber obwohl der Dachstuhl irgendwie alt wirkte, war nirgendwo ein Loch zu finden, durch das ich hätte entwischen können.  Ich atmete durch. „Hermine“, sagte ich mir, „nur die Ruhe. Wenn das Fenster offen war, dann wird sicher jemand kommen, um das Fenster auch wieder zu öffnen!“ Ich entschied, mich wieder auf meinen Schlafplatz zu setzen und zu warten, bis jemand kommen würde, um meinen Ausgang wieder aufzumachen.

Tja. Das war sehr positiv gedacht damals, kann ich heute sagen. Es kam nämlich niemand. Ich wartete einen Tag, zwei Tage, fünf Tage, eine Woche … Mein Hunger wurde immer größer, ich bekam schrecklichen Durst. Nach einer Woche wollte ich zu rufen beginnen, aber ich war so geschwächt, dass ich keinen Mucks aus meinem Schnabel bekam. Eines Tages verließen mich alle Kräfte, ich purzelte von meinem Dachbalken und blieb einfach an Ort und Stelle hocken. Irgendwann, ich weiß nicht, ob ich schon zwei Wochen dort vegetierte, ob es schon länger war … jedenfalls umfing mich eine angenehme Schwärze. Ich hatte aufgegeben. Es war wieder wie im Traum, dass ich Schritte hörte und schloss die großen Augen, um endgültig zu schlafen. Aber dann spürte ich, wie ich gepackt und in einen Karton gesteckt wurde! Ich riss die Augen auf und sammelte alle Kraftreserven zusammen, die in mir schlummerten – flatterte mit den Flügeln und riss den Schnabel auf. Ich wollte nicht in einen Karton! Ich wollte aus dem Fenster raus!!

Aber nach sekundenlanger Rebellion gegen meinen Karton war ich völlig platt und schwieg, bis sich der Karton wieder öffnete. Zwei Herren glotzten mich an, ich glotzte zurück. Die beiden murmelten etwas von „Wasser zuführen“ „Futter organisieren“ und „aufpäppeln“ und klappten den Karton wieder zu. Einige Momente später wurde ich aus dem Karton ausgepackt, ich wollte mich wehren, ich wollte doch bloß wieder fliegen, aber ich war so schwach! Einer der beiden Herren nahm mich in einen sicheren Griff, sperrte meinen Schnabel auf und setzte eine Spritze an – Wasser! Er gab mir Wasser! Ich trank gierig und fühlte mich direkt besser! Auch meine kuriose Leibspeise hatte sie mir in Windeseile besorgt und eine abgedeckte Box als Schlafplatz hergerichtet. Jeden Tag werde ich nun drei Mal aus meiner Box gesammelt, getränkt und gefüttert und weil ich meine tolle Box so liebe, flattere ich von ganz alleine auch wieder rein. Die netten Tierpfleger-Herren wollen mich noch so lange weiterversorgen, bis ich wieder zu meinen alten Hermine-Kräften gekommen bin. Dann lassen sie mich wieder frei und ich habe ihnen schon versprochen, mir als nächsten Schlafplatz nicht wieder einen Dachboden auszusuchen. Jedenfalls keinen, der nicht mindestens zwei Ausflugsmöglichkeiten hat. ;-)

Eure Eule Hermine

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